Chronik/Wien

Wiener Salafist suchte in Haft um Asyl in Türkei an

In der türkischen Haft scheint es Mohamed Mahmoud, dem radikalen Salafisten aus Wien, gut zu gehen. Er telefoniert immer wieder mit Gesinnungsgenossen, gibt Interviews und hat vergangene Woche in der Türkei um Asyl angesucht. Laut der Lokalzeitung Dünya Haberleri gibt es deshalb vorerst keine Auslieferung. Deutschland und Österreich hatten sich um den Islamisten bemüht, das Justizministerium in Wien wurde vor wenigen Tagen aufgefordert, weitere Unterlage zu schicken. Das Tauziehen um Mahmoud geht damit in die nächste Runde.

Noch Österreicher?

Aus Sicherheitskreisen hieß es gegenüber dem KURIER, dass nun alles daran hänge welche Staatsbürgerschaft der Salafistenprediger habe. Seinen österreichischen Reisepass hat er zwar in einer Videoaufnahme publikumswirksam verbrannt (und nebenbei Österreich mit einem „Feuersturm“ gedroht), das reiche aber nicht für eine tatsächliche Beendigung der Staatszugehörigkeit. Möglich sei aber, dass Mahmoud, der in vier Wochen seinen 28. Geburtstag feiern wird, während seines Aufenthaltes im Winter in Ägypten die ägyptische Staatsbürgerschaft erhalten hat. Abu Usama Al-Gharib, wie er sich jetzt nennt, hat dort Familieangehörige und einen Reisepass zu erhalten, wäre nicht ein großes Problem. Sein Vater war sogar Mitglied der damals noch verbotenen Muslimbrüderschaft.

Damit würde er aber automatisch die österreichische Staatsbürgerschaft verlieren und von der Türkei als Ägypter behandelt werden. So könnte er leichter einen Asylstatus erhalten. Was Mahmoud dann anstellt ist offen, vielleicht wird er doch noch nach Syrien ins Bürgerkriegsgebiet aufbrechen. Seine Behauptungen, er sei bereits dort gewesen, werden von Experten als unglaubwürdig eingestuft. Selbst in Islamisten-Foren ist der radikale Prediger immer häufiger Ziel von Spott und Hohn. Zuletzt wurde er sogar als „Jihad-Testosteronbolzen“ bezeichnet.

Ob Mahmoud in Österreich ein neuer Prozess wegen Bildens einer terroristischen Vereinigung gemacht werden kann, ist weiterhin unklar. 2008 war er deshalb schon einmal zu vier Jahren Haft verurteilt worden.