Chronik/Wien

"Wir merken nichts von mehr Polizeistreifen"

Ohne großes Aufsehen wurde Dienstagvormittag die Polizeiwache Am Hof von Möbelpackern ausgeräumt. Unter wehmütigen Blicken einiger Anrainer löste sich die Inspektion langsam auf, nach einer Stunde war das Schauspiel vorbei. "Es ist wirklich schade. Wir haben die Polizisten ja teilweise sogar persönlich gekannt", erzählt Bettina Gramath, die gleich nebenan ein Kosmetikgeschäft betreibt. "Natürlich habe ich ein ungutes Gefühl. Ab jetzt ist die Inspektion bei der Brandstätte für uns verantwortlich, aber dort kenne ich niemanden und es ist eben nicht mehr gleich ums Eck."

Auch die Polizisten am Schmerlingplatz und am Stubenring müssen seit Montagabend in anderen Wachen ihren Dienst verrichten. Insgesamt wurden 75 Exekutivbeamte auf die Inspektionen Brandstätte, Deutschmeisterplatz oder Laurenzerberg übersiedelt.

Seit die umstrittene Wachzimmer-Reform begann, wird Innenministerin Johanna Mikl-Leitner nicht müde, mehr Sicherheit zu versprechen. Zeit, die die Beamten früher auf der Wache verbracht haben, werden sie nun vermehrt auf Wiens Straßen streifen und so die Kriminalität eindämmen – so lautet zumindest der Plan.

Die Bevölkerung merkt davon aber bisher wenig: "Am Stephansplatz sieht man schon viele Polizisten, aber ich wohne hier am Hof und sehe eigentlich nie Beamte vorbeigehen. Wir merken also nichts von mehr Polizeistreifen", beschreibt Anrainerin Hertha D. die Situation.

Nähe zu den Anrainern

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Auch Juwelier Michael Blaha ist durch die Schließung der Polizeiinspektion beunruhigt: "Unsere Familie betreibt das Geschäft hier seit 40 Jahren und es war immer ein gutes Gefühl, dass gleich nebenan eine Wache ist – gerade wenn man bedenkt, wie oft es in letzter Zeit zu Juwelierüberfällen in der Innenstadt kommt." Außerdem spricht sich der Juwelier dafür aus, dass die Polizei wieder mehr "Nähe" zu den Geschäftsinhabern haben sollte: "Eine Zeit lang kamen die Beamten sogar hin und wieder zu uns ins Geschäft, um nach dem Rechten zu sehen. Das hat leider in den letzten Jahren aufgehört", so Blaha.

Die Schließungen gehen trotzdem weiter. Von geplanten 16 wurden bisher erst neun Inspektionen gesperrt.