Wien-Wahl: Die Bezirke mit den meisten Wahlkarten
Die Corona-Pandemie hat nicht nur den Wahlkampf für die Wiener Gemeinderats- und Bezirksvertretungswahlen beeinträchtigt. Sie überschattet auch den heutigen Wahlsonntag: In den Wahllokalen und für die Wahlbehörden gelten strenge Schutzmaßnahmen. Und der auf Corona zurückzuführende Wahlkartenrekord erschwert Hochrechnern und Bezirkswahlbehörden das Leben. Auf die kompletten Ergebnisse wird man möglicherweise bis Dienstag warten müssen.
Um zu großen Andrang auf die Wahllokale zu vermeiden, hat die Stadt Wien die Briefwahl heuer sehr forciert. Das schlug sich in einer Rekordzahl ausgestellter Wahlkarten - 382.214 sind es - nieder. Damit wird der Anteil der Briefwahlstimmen massiv ansteigen: Die Hochrechner gehen heuer von rund 40 Prozent aus, 2015 waren es rund 19 Prozent.
Der Wahlkarten-Anteil liegt dieses Jahr, je nach Bezirk, zwischen 25 und 49 Prozent. Die meisten Wahlkarten wurden in Donaustadt, dem Bezirk mit den meisten Wahlberechtigten, ausgestellt: 39.471 der 128.191 Wahlberechtigten haben eine Wahlkarte beantragt. Das entspricht einem Anteil von 31 Prozent.
Auffällig ist, dass vor es vor allem in den inneren Bezirken einen hohen Wahlkartenanteil gibt. Mit 7354 der 15.086 Wahlberechtigten (49 Prozent) führt die Josefstadt das Ranking an, dahinter liegen die Innere Stadt (47 Prozent), Währing (46 Prozent) und Alsergrund (45 Prozent).
Für die Hochrechner von ARGE Wahlen und SORA ist es damit wesentlich schwieriger, das Ergebnis abzuschätzen, da man bisherige Erfahrungswerte nicht mehr heranziehen kann. Für die Hochrechnung zur Urnenwahl haben sie am Sonntag schon erste Sprengelergebnisse, die den Schluss auf das Gesamtergebnis erleichtern. Gefragt sind aber auch am Sonntag schon Hochrechnungen auf die kompletten Ergebnisse inklusive Briefwahl. Die Wahlkarten werden aber erst am Montag ausgezählt - also gibt es am Sonntag dazu noch kein Ergebnis, das einen Schluss auf das Wahlverhalten der Briefwähler ermöglicht.
Deren Struktur hat sich in den vergangenen Jahren geändert, das frühere Muster, dass Briefwähler überdurchschnittlich ÖVP und Grüne und unterdurchschnittlich SPÖ und vor allem FPÖ wählen, gilt nicht mehr ganz so. Abzuschätzen, wie sich der zudem sehr viel größere Kreis an Briefwählern verhält, ist für die Hochrechner heute sehr schwierig.
Sehr viel mehr Arbeit kommt mit dem Briefwahlrekord auf die Bezirkswahlbehörden zu. Denn diesen 23 Wahlbehörden obliegt es am Montag, rund 310.000 Briefwahlstimmen (wenn man von etwas niedrigerer Wahlbeteiligung ausgeht) auszuzählen - während am Sonntag 1.494 Sprengelwahlbehörden um die 470.000 Urnenstimmen auszählen. Am Sonntag dürfte es deshalb trotz Corona-Schutzmaßnahmen nicht sehr viel länger als sonst (üblicherweise ist es ca. 20 Uhr) dauern, bis das vorläufige Gesamtergebnis der Gemeinderatswahl vorliegt.
Aber die 23 Bezirkswahlbehörden haben am Montag fast doppelt so viele Wahlkarten auszuwerten wie 2015: Damals waren es 158.974 abgegebene Stimmen - und die Ergebnisse der Gemeinderatswahl lagen am Nachmittag, jene der Bezirksvertretungswahlen in der Nacht auf Dienstag vor. Heuer könnte es Dienstag werden, bis die kompletten Ergebnisse vorliegen. Aber sobald die ersten Briefwahlergebnisse vorliegen, können die Hochrechner ihre Briefwahl-Prognosen überprüfen - und ihre Hochrechnungen allenfalls adaptieren.
Besonders gespannt könnte das Warten auf das Komplett-Ergebnis des Team Strache werden - sollte es bei den Urnenwählern nur knapp über fünf Prozent kommen. Dann wird sich erst mit der Auszählung der Briefwahl herausstellen, ob es tatsächlich die Hürde für den Einzug in den Gemeinderat nimmt.