Wien: Grätzl-Polizisten drücken noch die Schulbank
Von Birgit Seiser
Näher mit den Bürgern zusammenrücken, Probleme in den Grätzln lösen, bevor sie überhaupt entstehen – mit viel Euphorie und Tatendrang stellte die Wiener Polizei Mitte Juli ihr neues Projekt vor. Die Grätzl-Polizei sollte ein weiterer Baustein im Kampf gegen die Kriminalität sein und ab 1. August mit der Bevölkerung in Kontakt treten.
Vor allem das stetige Gespräch mit Geschäftsbesitzern, etwa Trafikanten, sollte Einblicke in die Lebensrealität im Grätzl liefern. Beim KURIER-Lokalaugenschein beim Brunnenmarkt ist der Grätzl-Polizist aber noch niemandem ein Begriff.
Lob an Polizei
In Meidling, Donaustadt, Liesing, Hietzing, Hernals, Währing, Döbling und Ottakring sollten die Experten der Polizei eigentlich seit knapp drei Wochen im Einsatz sein. In Ottakring sucht man sie aber bislang vergeblich.
Zwar unterhalten sich die Geschäftsleute öfters mit der Polizei, die Beamten sind aber durchwegs als Kunden in den Trafiken. "Sie fragen immer nach, ob alles in Ordnung ist und es sind auch viele Polizisten hier am Yppenplatz unterwegs", sagt Trafikantin Martha Ebner (Bild).
Die Vorbereitung läuft
Wer einen Beamten sucht, findet ihn derzeit noch nicht auf offener Straße, sondern muss zu einer Polizeiinspektion gehen, wie Polizei-Sprecher Hans Golob erklärt: "Derzeit sind die Beamten noch in Schulungen. Wer aber mit einem Grätzl-Polizist sprechen möchte, kann auf der Inspektion nach einem fragen."
Die Ausbildung der Beamten voraussichtlich noch bis Oktober dauern. Ab dann kann der Probebetrieb voll losgehen. Insgesamt sollen es 100 derartige Polizisten geben. Erweist sich das Projekt als Erfolg, soll es bis Mitte 2017 auf alle Wiener Bezirke ausgeweitet werden – insofern es nicht wieder zu Verspätungen kommt.