Wien: Einbrecherjagd auf Facebook
1440 Dämmerungseinbrüche gab es laut Bundeskriminalamt im Vorjahr in Österreich. Ein deutlicher Rückgang (um 300 Taten), wenn man das Jahr davor als Vergleich hernimmt. Doch die Zahl soll weiter sinken. Die Wiener Polizei setzt nun die sozialen Medien ein, um Bewohner aus gefährdeten Grätzln zu warnen: Ab 1. November beginnt der Probebetrieb via Facebook.
Neue Strategie
„Es geht uns darum, den Kampf gegen die Dämmerungseinbrecher noch effizienter zu führen“, sagt Polizeisprecher Paul Eidenberger. Wenn aktuelle Häufungen auftreten, soll die Bevölkerung möglichst rasch darüber informiert werden. Und das soll gleich zwei Effekte nach sich ziehen: zum einen kurzfristige Präventionsmaßnahmen, zum anderen verstärkte Wahrnehmungen und Hinweise an die Polizei.
Dämmerungseinbrüche werden von der Polizei explizit gezählt. Darunter fallen Einbrüche in Wohnungen und Häuser in den Wintermonaten November bis Februar. Meist kommen die Einbrecher zwischen 16 und 21 Uhr. Beliebt sind bei den Kriminellen Wohnstätten mit guter Verkehrsanbindung (leichte Fluchtmöglichkeit), schwer einsehbare Grundstücke und ebenerdig gelegene Wohnungen. Die Täter dringen meist über Terrassentüren, gartenseitige Fenster, Türen oder Kellerzugänge ein.
„Das Ganze ist als Probebetrieb zu verstehen – nach einer Projektidee, wie man den Kampf gegen die Dämmerungseinbrecher noch effizienter machen könnte“, meint Eidenberger. Im Bereich der Dämmerungseinbrüche konnte man in Wien die Delikte seit 2015 um 50 Prozent senken. Auffallend auch die Zahl der „Versuche“: Bei mehr als 46 Prozent gelang des dem Täter nicht, die Tat zu vollenden.
Die österreichweite Aufklärungsquote wiederum ist gestiegen – was auch durch die verstärkte Spurensicherung zu erklären ist. Bei rund 80 Prozent der Tatorte konnten im Vorjahr erfolgreich Spuren gesichert werden.
Schon seit einigen Jahren hat die Polizei die Dämmerungseinbrecher im Visier. Obwohl man aktuell keine Grätzln als besonders gefährdet hervorstreichen will, konzentrierte man sich ursprünglich auf die Bezirke 10 bis 14, 16 bis 19 sowie 21 bis 23. Die möglichen Angriffsziele wurden mittels Computer ermittelt.
Bei aktuellen Einbruchsmeldungen kontrollieren Fahndungsteams auch Hotels, Pensionen oder einschlägige Lokale. Erlaubt es die Witterung, sollen in den Vierteln sogar polizeiliche Fahrradstreifen im Einsatz stehen. Im Alarmfall wird es auch Streifen in Öffis geben.
Gute Nachbarschaft
Der beste Schutz vor Einbrechern ist eine gute Nachbarschaft. Vertrauenspersonen sollten bei Abwesenheit nach dem Rechten sehen und die Briefkästen leeren. Fenster, Terrassen und Balkontüren sollten geschlossen und mit hochwertigen Schlössern ausgestattet sein. Sichtschutz hilft den Tätern – bei Möglichkeit beseitigen. Und: Zeitschaltuhren für die Beleuchtung erwecken den Eindruck, dass jemand im Haus ist.
Richtiges Verhalten
Sollte es zu einem Einbruch gekommen sein, rät die Polizei dringend dazu, das Haus oder die Wohnung erst gar nicht zu betreten, sondern den Notruf unter 133 zu wählen und auf der Straße auf die Polizei zu warten.
Sollte der Täter beim Heimkommen anwesend sein, sollte der Bewohner den Eindruck erwecken, nicht alleine zu sein (etwa durch das Rufen eines Namens). Licht aufdrehen. Ermöglichen Sie dem Täter die Flucht – nicht in den Weg stellen. Konfrontationen vermeiden. Details zur Person und zum Fluchtweg merken. Sofort die Polizei informieren und den Kontakt halten. Haus oder Wohnung möglichst rasch wieder verlassen.