Weiter Bürgerproteste in Favoriten
Von Caecilia Smekal
Mit mehr als 500 Besuchern war der Saal im Haus der Begegnung in der Per-Albin-Hansson-Siedlung heillos überfüllt: Dienstagabend lud die Bezirksvorstehung zu einer Bürgerversammlung über den geplanten Ausbau der U 1 in Favoriten. Ein Thema beherrschte den Abend: Das umbaubedingte Verkehrschaos in der Weldengasse. Seit der Sperre der Favoritenstraße kurz vor dem Verteilerkreis rollt der gesamte Verkehr durch das einst beschauliche Gässchen. Mittlerweile ist es eine Hauptverkehrsroute geworden.
Das bestätigt der Lokalaugenschein. Herta Winter will gerade ihre Situation erklären, als ein schwer beladener Lastwagen vorbeirauscht. Ihre Worte gehen im Donnern der breiten Lkw-Reifen unter, doch eine Erklärung ist nicht mehr notwendig.
"Da fahren Dutzende 40-Tonner mit Anhängern durch. Die kommen nicht einmal um die Kurve in die Katharinengasse", sagt Anton Auer, Nachbar von Frau Winter und ebenfalls vom Lärm geplagt: "Eigentlich ist hier Nachtfahrverbot von 22 bis 6 Uhr Früh", sagt Auer wütend, "doch die halten sich nicht daran und hupen mitten in der Nacht."
Auch Hilde Kadun war bei der Bürgerversammlung.
Doch Antworten auf ihre Fragen hatte dort niemand parat: "Fünf Jahre werden wir jetzt den Schwerverkehr samt Lärm und Staub in unserer schönen Gasse haben. Und keiner tut was dagegen, ich fühle mich verloren." Bezirksvorsteherin Hermine Mospointner (SP) kann den lärmgeplagten Bewohnern nur wenig helfen: Es seien bereits einige Verbesserungen umgesetzt worden. "Es wird aber nicht die Lösung geben können, die allen gefällt. Man kann einfach nicht alle Fahrzeuge herausfiltern, die nicht hier hergehören."
Unterdessen rollt der Bautross weiter stadtauswärts. Auf der Favoritenstraße knapp vor der Hansson-Siedlung wird die Straße aufgerissen. "Wir verlegen hier die Wasserversorgung, um Platz für die U-Bahn zu machen", erklärt ein Bauarbeiter.
Kurios
In der Seeliger-Siedlung gegenüber der Baustelle strengen die Wiener Linien unterdessen das nächste Enteignungsverfahren an. Kurios: Eigentümer der Wohnhäuser ist die MA 69, verwaltet wird die Liegenschaft von der Sozialbau, einer Firma der SPÖ. Geschäftsführer Herbert Ludl zeigte sich überrascht: "Anscheinend haben die Wiener Linien verschlafen, sich das Servitut zu besorgen. Denn wir haben kein Problem mit der U 1, im Gegenteil. Sie hätten mich nur kurz anrufen müssen und die Sache wäre erledigt."