Verhärtete Fronten beim Ärzteprotest
Bis kommenden Montag stimmen die Ärzte der Wiener Gemeindespitäler über ein neues Arbeitszeitgesetz ab. Der Ton zwischen der Stadtpolitik und Ärztevertretern ist rau. Denn nach der verkündeten Einigung beider Seiten auf ein neues Modell, wurde publik, dass damit auch ein Stellenabbau verbunden ist. Das wiederum hatte auch zu Spannungen innerhalb der Ärzteschaft geführt. All dies entlud sich Donnerstagabend bei einer von der Ärztekammer organisierten Protestversammlung, bei der Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely Redeverbot erteilt wurde.
Mit lautstarken Unmutsbekundungen von Protestierenden in weißen Kitteln machten sich (laut Polizei) 300 bis 400 Ärzte des Krankenanstaltenverbunds (KAV) ihrem Ärger über das neue Arbeitszeitgesetz Luft. "Wenn Stellen gestrichen werden, ist eine Leistungsreduktion die logische Konsequenz. Wo soll das hinführen?", fragt sich Wolfgang F., Notfallmediziner im Wilhelminenspital. "Wir haben aus den Zeitungen von dem Stellenabbau von 382 Ärzten erfahren. Ich frage mich nur, wie eine Stadt, die immer größer wird, mit immer weniger Medizinern auskommen soll," meint Hannes B., Facharzt für Geriatrie.
Kritik am Präsidenten
Aber nicht nur die Politik steht in der Kritik. Auch Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres, der die Einigung unterschrieben hat, muss sich Vorwürfe gefallen lassen. Beim Protest trat er den geordneten Rückzug an. Dass Ärzte bei einer Einsparung des Personals und einer Reduktion der Nachtdienste nicht die gleiche Leistung bringen können, sei für ihn eine Milchmädchenrechnung. Wenn das Votum negativ ausfalle, verstünde er seine Unterschrift als nichtig, sagte er begleitet von Rücktrittsrufen aus dem Publikum.
"Ich stehe ja zu dem Verhandlungsergebnis. Daher war ich vor dem Rathaus, durfte aber nicht reden."
In dieser emotionsgeladenen Stimmung wurde Stadträtin Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely ausgepfiffen, obwohl sie gar keinen Auftritt vor den Protestierenden hatte. "In ihrer Einladung zu dieser Veranstaltung fordert die Ärztekammer die Stadt auf, das Verhandlungsergebnis einzuhalten. Genau das wollte ich heute noch einmal garantieren und bin deshalb gekommen", sagte sie dem KURIER. Doch ihrem Büroleiter sei ausgerichtet worden, dass sie nicht ans Mikrofon dürfe.
Nachverhandlungen schloss Wehsely übrigens bereits vor dem Ergebnis der Abstimmung aus. Wie die ausgeht, ist offen. Faktum ist, trotz der Unterschrift des Ärztekammerpräsidenten unter die Anhebung der Grundgehälter, die Umstrukturierung der Dienstzeiten sowie die Reduktion der Nachtdienste, hatte die Kurie der Kammer im Vorfeld keine Stimmempfehlung abgegeben. Besonders wegen des geplanten Stellenabbaus.