Chronik/Wien

Treffpunkt Wien: "Endlich dürfen Frauen komisch sein"

Sabine Derflinger zählt zweifellos zu den Wegbereiterinnen im heimischen Filmgeschäft. 2012 war sie die erste Frau, die einen österreichischen "Tatort" inszeniert hat ("Falsch verpackt"). 2015 hat sie die äußerst erfolgreichen "Vorstadtweiber" aufgebaut.

Und nun hat sie bei "Anna Fucking Molnar" Regie geführt, der ersten österreichischen Kinokomödie mit einer Frau in der Hauptrolle ( Nina Proll), der auch von Frauen geschrieben (Nina Proll und Ursula Wolschlager) und produziert wurde.

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Es ist ein Film über die "scheinbare Zufälligkeit der Liebe", wie es Anna Molnar in einem fiktiven KURIER-Interview in der ersten Filmszene ausdrückt. Denn Anna Molnar erfährt ausgerechnet am Tag ihrer Premiere von der Untreue ihres Mannes, wenig später von der Affäre des Vaters und wird dann von der Begegnung mit Feuerwehrmann Christian vollends aus dem Konzept gebracht.

Die Premiere des Films fand am Mittwoch im Gartenbaukino statt. Ein paar Stunden zuvor hat der KURIER die Regisseurin in ihrem Stammlokal getroffen, im Blaustern am Döblinger Gürtel.

Das Lokal mit den hohen Glasfronten und den Stadthallen-Stühlen ist – wie so meist – gut gefüllt. Businessleute sind ins Gespräch vertieft, Freunde tratschen beim Kaffee, Jungunternehmerinnen tippen auf ihrem Laptop. Einige von ihnen naschen dazu von ihrem Frühstücksomelett oder ihrem weichen Ei. Denn: "Frühstück gibt es den ganzen Tag", betont Reinhard Strohmayer, der das Lokal vor drei Monaten übernommen hat.

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Ein Leben wie im Flug

Sabine Derflinger nimmt an dem Tisch ganz vorne an der Fensterglasfront Platz und atmet einmal tief durch. Sie kommt direkt aus Köln, wo sie gerade den dritten Teil der Krimiserie "Die Füchsin" dreht. Am nächsten Tag wird das Taxi um 5.15 Uhr vor ihrer Tür stehen, um wieder sie zum Flughafen zu bringen. Bereits am Montag wird sie aber erneut in Wien sein, um die neue Staffel "Vorstadtweiber" zu präsentieren.

Klingt nach einer stressigen Zeit. "Aber wo, es ist super. Und der Dreh von ,Anna Fucking Molnar’ war einfach extrem lustig", meint die 54-Jährige. "Generell ist es doch gerade eine tolle Zeit. Endlich wird erkannt, dass wir nicht nur wahnsinnig tolle Schauspielerinnen haben, sie können endlich auch ihr komödiantisches Talent ausleben."

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Sabine Derflinger nimmt einen Schluck Espresso und blättert durch die Speisekarte. "Wenn ich viel arbeite, könnt ich jeden Tag das gleiche essen. Ich muss im Beruf so viel entscheiden, da mag ich irgendwann nichts mehr bestimmen." Sie lacht auf und wählt dann einen Blattspinat mit Spiegelei und Röstkartoffeln.

Wichtige Vorbilder

Wann ihr klar wurde, dass sie Regisseurin werden wollte? "Ich glaub, ich war schon immer Regisseurin, ich habs nur lange nicht gewusst. Aber ich hab schon als Kind andere herumgeschickt."

Der Weg zum Beruf war dann aber doch ein langer.

"Damals war es nicht so selbstverständlich, dass man Regisseurin sein konnte: Erst als ich Frauen wie Käthe Kratz oder Margareta Heinrich gesehen hab, hab ich gedacht: ,Aha, das machen auch Frauen, das kann ich vielleicht auch machen.’ Man würde es nicht vermuten, aber die Film- und Medienbranche ist in puncto Frauenbeteiligung absurderweise sehr rückschrittlich. Frauen wurden lange ausgeschlossen. Aber das wird ja jetzt aufgebrochen."

Was sie Frauen, die jetzt am Anfang stehen, raten würde? "Wichtig ist es, am Ball zu bleiben, es auch mal aushalten, wenn eine Sache nicht perfekt ist und ein eigenes Gefühl zur Arbeit zu entwickeln, dass nicht abhängig von den Meinungen anderer ist."

Damit man sich auch einmal an gewagteren Szenen versucht. Zum Beispiel an einem männlichen Wasserballett mit Robert Palfrader, Gregor Bloéb und Murathan Muslu. Auch wenn sie jetzt an dieses Szene denkt, muss sie auflachen.

Dann wird ihr das Essen serviert. Viel Zeit bleibt jetzt nicht mehr. Gleich kommt das Taxi, das sie zum nächsten Termin bringen wird.

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