Chronik/Wien

Treffpunkt Wien: Ein Kalbsschnitzel für den Kaiser

Einer der Vorteile, wenn Robert Palfrader einen Auftritt mit Florian Scheuba hat: Um den obligatorischen Restaurantbesuch nach dem Spielen muss er sich nie kümmern. Denn sein langjähriger Freund Scheuba, verrät Palfrader mit einem Augenzwinkern, suche nicht so sehr Lokale in Theaternähe, sondern eher Theater in Lokalnähe. Der Tisch im Haubenlokal wird daher oft zeitgleich mit dem Auftrittstermin fixiert.

Wenn Robert Palfrader alleine unterwegs ist, hilft ihm das Smartphone bei der Restaurantsuche, genauer gesagt die Plattform "Delinski", eine Art Restplatzbörse für Restaurants. Und die hat ihn eines Tages in jenes Lokal geführt, in dem der KURIER den Schauspieler an diesem Tag zum Mittagessen traf: Meixners Gastwirtschaft, ein typisches Wiener Gasthaus mit traditioneller Schank und gemütlich großen Tischen.

Alle Inhalte anzeigen

Lokalchef Karl Meixner ist in dem Restaurant bereits groß geworden. Ein Highlight war das freilich nicht immer: Denn während sich seine Freunde am Wochenende zum Fußballspielen verabredeten, musste er im Gasthaus der Eltern Gläser abwaschen. Trotzdem hat ihn der Beruf gepackt und vor mehr als 30 Jahren hat er das Lokal dann übernommen. Der Fokus liegt weiterhin auf traditionellem Essen. "Modeerscheinungen gibt es bei uns nicht", sagt Meixner, während er Palfrader ein kleines Bier serviert. "Dafür gebackene Fledermäuse." (Teilstück vom Schwein, das aus dem Kreuzbein gelöst wird, und die Form einer Fledermaus hat, Anm.) Diese Delikatesse darf es für Palfrader diesmal nicht sein. Er wählt ein Kalbsschnitzel mit Erdäpfel-Mayonnaisesalat.

Alle Inhalte anzeigen

Red Bull als Begleiter

Palfrader, der besondere Bekanntheit als Kaiser in der Satireshow "Wir sind Kaiser" erlangte, war im Laufe seines Lebens übrigens nicht nur Lokalgast, sondern auch -besitzer. Mit Anfang 20 wurde er Chef des Café Torberg und war einer der ersten, der das neue Getränk von Dietrich Mateschitz anbot: Red Bull.

Nun spielt Mateschitz eine zentrale Rolle in "Flügel", dem zweiten Kabarettprogramm von Palfrader und Scheuba, mit dem sie derzeit auf Tour sind und am 17. Mai im Wiener Stadtsaal Station machen. Die zentrale Frage im Stück: Sollen sich die beiden zu Kabarettcallboys machen lassen und bei Mateschitz’ Geburtstagsfeier auftreten? "In Wirklichkeit geht es uns nicht um eine Kritik am Mateschitz-Imperium. Das wird manchmal ein wenig übersehen. Vielmehr geht es um eine Selbstkritik im Mantel einer Kapitalismus- und Religionskritik."

Jeder Form der organisierten Esoterik stehe er nämlich mit Frontalopposition gegenüber. "Man muss sich ja nur die Abrahamitischen Religionen (Judentum, Christentum, Islam, Anm.) anschauen", zitiert er ein Beispiel aus dem Kabarett. "Da gab es Jahrhundertelang Streit, Mord und Krieg. Entweder miteinander oder untereinander. Aber auf einen können sich alle drei einigen: Den Stammesvater Abraham, jenen Typen, der die Stimme Gottes in seinem Kopf gehört hat, die ihm befohlen hat, seinen Sohn zu töten. Wenn man das heute probiert, kommt zuerst die Polizei, dann der Amtsarzt, und dann kann man sehr lange nicht telefonieren."

Alle Inhalte anzeigen
Welche Rolle er politischem Kabarett in der heutigen Gesellschaft einräumt? "Es ist wichtiger denn je", meint er. "Unser Leben und die Skandale, von denen wir hören, werden immer komplexer und in diese Komplexität gilt es, Ordnung hineinzubringen. Unsere Aufgabe ist es, die Sachen genießbar zu machen, sie in Happen zu schneiden, die die Leute schlucken können. Nur kauen müssen sie selber. Und bei der Verdauung können wir auch nicht helfen."

Dem In-Happen-schneiden gilt es sich nach dem Mittagsessen wieder zu widmen. Und so macht sich Palfrader auf den Weg zum nächsten Termin: Drehbuchschreiben mit Rudi Roubinek.