Traumwohnung mit Grabblick
Von Antonia Löffler
Wohnen im Villenviertel am Rand des Wienerwaldes klingt reizvoll. Wenn das künftige Eigenheim jedoch an drei Seiten von Gräbern eines Friedhofs umsäumt ist, klingt das nach dem Beginn eines Gruselfilms.
Geht es nach der Stadt Wien, soll auf dem Areal der ehemaligen Friedhofsgärtnerei inmitten des Neustifter Friedhofes ein fünf Blocks großer, geförderter Wohnbau entstehen. Dessen zukünftige Bewohner wären damit direkte Nachbarn von Größen wie Schauspieler Willi Forst oder Nobelpreisträger Friedrich August von Hayek, die hier ihre letzte Ruhestätte fanden.
Anrainer sind besorgt, der Friedhofsruhe könnte damit ein Ende gesetzt werden. Yves Risacher von der Initiative "Rettet den Neustifter Friedhof": "Die Leute sind wirklich betroffen und bestürzt angesichts der Pietätlosigkeit." Laut Währings Bezirksvorsteher Karl Homole (ÖVP) ist das Bauvorhaben "ein Novum in Wien, das es zu verhindern gilt." Doch die Chancen für die Bewahrer des Neustifter Friedhofs stehen schlecht. Im Dezember entscheidet der mehrheitlich rot-grüne Bezirksparlament Währing endgültig über die Umwidmung.
"Es kann nur mit politischem Druck gelingen, das Bauvorhaben zu verhindern", sagt Yves Risacher. Die Unterstützung aus der Wiener Bevölkerung – mehr als 3000 Unterschriften konnte man seit Mitte August zusammentragen – soll dabei helfen. "Rot und Grün muss der mögliche Wählerverlust so schmerzen, dass sie von den Plänen abweichen."
Wohnbau vor Umwelt
Der grüne Planungssprecher Christoph Chorherr findet an dem Bauvorhaben nichts auszusetzen. Dabei wurde der Bauplatz 2010 von Umweltstadträtin Ulli Sima (SP) zum ersten Wiener Umwelt-Friedhof ausgerufen, der als neue Heimat für Fledermäuse, Frösche und Schmetterlinge dient.
Das Bauvorhaben spiele sich nur auf dem Parkplatz der ehemaligen Friedhofsgärtnerei ab, sagt Chorherr. "Was ist Umwelt-Friedhof denn überhaupt für ein Terminus?", gibt er sich hinsichtlich des 2010 gestarteten Projekts unwissend.
Viel mehr solle man sich über die soziale Errungenschaft freuen, betont Chorherr: "Es gelingt ohnehin viel zu selten, im 13., 18. und 19. Bezirk zusätzlichen Wohnraum für Menschen mit einfachem Gehalt zu schaffen. Dort nicht zu bauen, wäre sozial ungerecht."