Street Art: In Wien blühen die Wände
Von Lisa Rieger
Drei Tage lang hat Mehsos von früh bis spät an seinem Werk gearbeitet. Jetzt ist das "dekonstruierte Gesicht", wie er es beschreibt, bei den Stadtbahnbögen der U-Bahnstation Gumpendorfer Straße in Wien-Mariahilf zu sehen. Er ist extra aus Belgien angereist, um in Wien zu malen. Immer mehr Streetartists zieht es in die Bundeshaupstadt. Dort finden sie legale Flächen für ihre Kunst.
Thomas Grötschnig dokumentiert die heimische Szene und bringt nun ein Buch darüber heraus. Er hat auch Mehsos geholfen, Kontakt mit der Agentur iOnart herzustellen, die ihm eine Wand organisiert hat.
Detaillierte Werke
Während es vor ein paar Jahren noch viele kleine Kunstwerke gab, sind sie heute größer, aufwendiger und komplexer geworden. "Dadurch werden sie auch mehr respektiert und überdauern länger. Es wird oft auch mit Leitern und Hebebühnen gearbeitet, um die großflächigen Werke verwirklichen zu können", fährt Grötschnig fort. Große und detaillierte Werke würden auch besser verstanden und angenommen werden und weniger als Vandalismus denn als Verschönerung wahrgenommen werden. "Wien hat eine Sonderstellung mit den vielen freien Flächen. Es gibt kaum vergleichbare Länder", erklärt Grötschnig. Hotspot sind der Donaukanal und der Yppenplatz in Ottakring. Kacheln mit Tauben kennzeichnen die "Wienerwand", an denen legal gemalt werden darf.
Dass Wien eine florierende Streetart-Szene hat, spricht sich auch im Ausland herum und zieht Künstler, wie Mehsos, von außerhalb an. Auch Nekros ist aus Madrid nach Wien gekommen, um zu malen: "Die legalen Flächen mit guter Sichtbarkeit machen den Reiz aus", beschreibt er.
Im Buch "Street Art Guide Vienna" sind rund hundert Werke abgebildet, plus Infos über Künstler, Entstehung, Agentur und Adresse. Außerdem gibt es eine Wien-Karte auf der die "Murals" abgebildet sind. "Damit kann man durch Wien gehen und einen Eindruck davon bekommen, was es gibt. Ich empfehle aber, trotzdem nach links und rechts zu schauen, weil ständig etwas Neues hinzukommt", sagt der Autor. Kosten: 10 Euro, Bestellung: viennamurals.at.