Strafzettel-Flut ärgert Taxigewerbe
Von Birgit Seiser
Die Wiener werden täglich mit 4800 Taxis durch die Straßen und Gassen der Hauptstadt befördert. Bei dem starken Verkehr braucht man ohnehin gute Nerven, wenn dann aber auch noch die Polizei mit Argusaugen an den Lenkern dran ist, dann fühlt sich ein ganzes Gewerbe schnell schikaniert. Ein Paradebeispiel für so eine "überkorrekte" Polizeiarbeit ist Herrn Matula passiert. Seit Jahrzehnten sitzt er in Wien hinter dem Steuer. Die Anzeige, gegen die er seit vergangenem Frühjahr ankämpft, liest sich kurios. Herr Matula hielt zwischen 19.49 und 19.50 Uhr in der Strohgasse 16, um eine Dame einsteigen zu lassen. Diese Minute kostete ihn 174 Euro Strafe. "Ich bin kurz stehen geblieben und habe gewartet, dass die Dame herunterkommt, als mich von hinten ein Polizeiwagen mit der Lichthupe anblinkte", erzählt der Taxilenker. Er verstand das Signal als Aufforderung, weiterzufahren. Als dann aber sein Fahrgast einstieg, musste er noch wenige Sekunden warten. Pech für Herrn Matula, dass der Block mit den Strafzetteln bei besagtem Polizisten locker saß. Kurze Zeit später flatterten Strafen in der Gesamthöhe von 174 Euro ins Haus. "Ich habe sicher schon Tausende Euro für solche Fälle bezahlt", klagt der Taxler.
Nun könnte man denken, dass es Herr Matula mit der Straßenverkehrsordnung nicht so genau nimmt – doch das ist weit gefehlt, wie der KURIER aus der Innung der Taxilenker erfährt. Immer wieder muss die Rechtsabteilung der WKO Einsprüche gegen teils überzogene oder gar ungerechtfertigte Strafen einlegen. "Wir können teilweise eindeutig durch Zeit-Weg-Diagramme beweisen, dass die Strafen so nicht stimmen können", heißt es aus der Innung. Obmann Christian Gerzabek beobachtet seit Jahren, dass die Exekutive immer kleinlicher wird.
Menschlichkeit fehlt
"Teilweise ist es schlimm. Wenn zum Beispiel gehbehinderte oder ältere Menschen aussteigen wollen, dann kommen direkt Strafen, weil der Taxler kurz halten muss. Rechtlich gesehen ist die Polizei natürlich im Recht. Aber menschlich betrachtet wäre es eigentlich angebracht, dass die Polizei der gehbehinderten Person hilft, anstatt den Taxler zu bestrafen."
Forderungen richten sich auch an die Politik, das Gesetz für Taxler weiter aufzulockern. "Unser Gewerbe wäre für jede Lockerung der Gesetze dankbar", so Gerzabek.