Chronik/Wien

Stadthalle als Hochsicherheitstrakt

Geigerzähler, Sprengstoffhunde, Röntgen-Scanner vom Flughafen, hunderte Polizisten und sogar ein eigenes Wachzimmer für den Song-Contest – die Wiener Stadthalle ist derzeit das am besten gesicherte Gebäude des Landes. Selbst ins Bundeskanzleramt oder in die Nationalbank könnte man derzeit wohl eher etwas hineinschmuggeln als in den Hochsicherheitsbereich am Vogelweidplatz.

Schon im Vorfeld wird nichts dem Zufall überlassen: Vier Dreier-Teams aus je einem Sprengstoff-Sachverständigen, einem Strahlenschutz-Experten und einem Diensthund samt Hundeführer sind momentan täglich im Einsatz. Nicht einmal ein Lampenschirm oder eine Schraube können unbemerkt in die Halle gelangen. Zunächst schnüffelt Polizeihündin "Daya von Sayyavtal" an jedem Teil, danach muss es durch die Röntgenstraße. Ein Team jener Firma, die am Flughafen Wien-Schwechat die Sicherheitschecks vornimmt, durchleuchtet jedes Paket. Bis jetzt wurde nichts Verdächtiges gefunden, heißt es beim KURIER-Lokalaugenschein.

Auch jeder Rucksack und jede Tasche von Besuchern wird durchleuchtet. "400 Lkw-Ladungen Material müssen bis zum Start an uns vorbei", erklärt Dayas Herrchen, Hundeführer Manfred Ewald. 24 Lkw waren es bisher am stärksten Tag.

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Geigerzähler im Einsatz

Doch das ist erst der Beginn. Am 9. Mai wird die Stadthalle noch einmal völlig abgeriegelt. Elf Stunden lang wird in dieser Nacht ab 19 Uhr jeder Sessel und jedes Kabel auf Sprengstoff und radioaktive beziehungsweise chemische Substanzen untersucht. Auch wenn seitens der Polizei betont wird, dass die Sicherheits- und Terrorgefahr sehr gering ist, will der Veranstalter nichts dem Zufall überlassen.

Vielfach werden auf Erfahrungen aus der Fußball-Europameisterschaft zurückgegriffen: "Unser Ziel ist es, so diskret wie möglich für maximale Sicherheit zu sorgen", erklärt Reinhard Hundsmüller, Bundesgeschäftsführer des für die medizinische Versorgung hauptverantwortlichen Arbeiter-Samariter-Bundes. Täglich werden bis zu 100 Sanitäter und Notärzte im Einsatz sein. Neben der Stadthalle werden natürlich auch die beiden Public-Viewing-Bereich Rathausplatz und Ottakringer Brauerei überwacht.

Die Polizei eröffnet sogar ein temporäres Wachzimmer in der Stadthalle. Dieses ist über den Vogelweidplatz zu erreichen und in zwei kleinen Abteilen im Keller untergebracht. Rund um den Eurovisions-Grand-Prix ist der Platz in der Stadthalle knapp.

300 Polizisten

"Insgesamt werden 300 Beamte ihren Dienst rund um den Song Contest versehen", erklärt Polizeisprecher Roman Hahslinger. Im Stadthallen-Wachzimmer rechnet die Polizei am ehesten mit verlorenen Gegenständen und maximal kleineren Diebstählen. In der Halle selbst ist während der Veranstaltung vor allem eine private Sicherheitsfirma verantwortlich.

Bei der EURO 2008 fiel der Ansturm auf die Wiener Fanzonen geringer als erwartet aus, beim Song Contest dürfte das diesmal anders sein. Epizentrum wird der Wiener Rathausplatz sein, wo das Fandorf „Eurovision Village“ errichtet wird. Am 17. Mai (Starttag des Song-Contest-Reigens ) und beim großen Finale am 23. Mai ist damit zu rechnen, dass auch der Ring blockiert wird. Mit Verzögerungen rund um den Veranstaltungsort muss gerechnet werden.

Auch die Ottakringer Brauerei wird zum Magnet. Hier werden akkreditierte Delegierte und Journalisten den Event verfolgen, und am 16. Mai wird hier die große Opening Party stattfinden.

Größtes Verkehrshindernis dürfte die Sperre der Hütteldorfer Straße werden. Diese wird von 18. bis 23. Mai frei gehalten, damit die Einsatzkräfte ungehindert zu- und abfahren sowie parken können. Auch viele Parkplätze rund um die Stadthalle müssen frei bleiben. Ausweichstrecken sind etwa die Koppstraße oder die Felberstraße.

In Summe rechnet man bei der federführenden Verkehrspolizei aber nur mit vereinzelten Verzögerungen; das von Kritikern befürchtete Verkehrschaos beim Song Contest dürfte ausbleiben.