Chronik/Wien

Späte Einsicht: Public Viewing in Wien

Wenn österreichische Fußballerinnen bei einer Europameisterschaft im Halbfinale stehen, kann der Erfolg nicht mehr ignoriert werden. Die Wiener Stadtpolitik springt nun – reichlich spät – auf den Erfolgszug der Fußballerinnen auf.

Während es bei der EM der Herren im vergangenen Jahr kaum möglich war, sich in der Öffentlichkeit zu bewegen, ohne auf eine Riesen-Leinwand zum Public Viewing zu stoßen, muss man derzeit nach Public-Viewing-Möglichkeiten suchen.

Zusatztermin

Das Wiener WUK in der Währinger Straße (Alsergrund) und das ega-Zentrum für Frauen in der Windmühlgasse (Mariahilf) übertragen die Spiele schon seit Beginn der EM. Im ega wurde der Donnerstag jetzt noch als Zusatztermin eingeschoben. "Wir werden natürlich auch das Halbfinalspiel übertragen. Gestern war unser Public Viewing schon sehr gut besucht", sagt Barbara Mithlinger von ega. Eher kritisch betrachtet man im Frauenzentrum den medialen Umgang mit der Europameisterschaft der Frauen: "Es ist schade, dass die EM erst jetzt mit dem Erfolg so populär geworden ist. Ich glaube, dass die Menschen prinzipiell schon interessiert sind. Leider wurde es nicht von Beginn an so gehypt, wie das bei den Männern der Fall war", sagt Mithlinger.

Gehypt wurde die Europameisterschaft der Damen zunächst weder von ÖFB noch der Stadt Wien. Seitens der MA57 – der Abteilung für Frauen – hieß es Montagvormittag noch, dass es auch bei einem Weiterkommen am Donnerstag kein offizielles Public Viewing geben werde. Stunden später gab die Stadt bekannt, dass es doch eine Veranstaltung am Rathausplatz gibt: "Stadtrat Mailath-Pokorny ist ein großer Fußballfan und hat versucht, ein Public Viewing zu ermöglichen, was nun auch gelungen ist", heißt es aus dem Büro des Kulturstadtrats. Eingestehen muss man dort auch, dass man "den großen Erfolg nicht prognostizieren konnte". Den männlichen Fußballern wurde letztes Jahr anscheinend eben dieser Erfolg prognostiziert, der sich dann doch nicht einstellte.

Spontanes Schauen

Da das Interesse der Österreicher am Halbfinale aber groß ist, werden laut ÖFB wohl so manche Barbesitzer spontane Public Viewings im kleineren Rahmen veranstalten.

In der Strandbar Herrmann bei der Urania – Hotspot bei Fußball-Großveranstaltungen – werden die Spiele auf Bildschirmen übertragen. Das gesamte Turnier wird auch im Kringers in der Hütteldorfer Straße und im Hawidere in der Ullmannstraße gezeigt – beide Lokale sind in Rudolfsheim-Fünfhaus. Frauenfußball-Fans sollten sich ob des großen Andrangs lieber rechtzeitig in der gewählten Location einfinden. Das Halbfinal-Match gegen Dänemark beginnt am Donnerstag um 18 Uhr.

Ob auch das Finale am Sonntag – mit oder ohne Beteiligung der Österreicherinnen – am Rathausplatz gezeigt wird, steht noch nicht fest.