19-Jähriger wurde krankenhausreif geprügelt
Von Nihad Amara
Wien. Hohe Lederstiefel, Pelzmantel, Handtasche – im Design eines Kuhfells. Nikola P., 19, beschreibt seinen Kleidungsstil als „offen homosexuell“. Hin und wieder, erzählt er, hätten ihm Kinder „aus 200 Metern Entfernung ,du Schwuchtl‘“ nachgerufen. Ansonsten fühlte er sich in Wien immer „sicher“.
Vergangenen Donnerstagabend wurde der Sprechstundenhelfer in einer Straßenbahnstation am Matzleinsdorfer-Platz von Jugendlichen krankenhausreif geprügelt. Das Motiv, erzählt er, sei ganz klar „Schwulenhass“ gewesen. Er und sein Freund wurden homophob beschimpft, sie schimpften zurück – dann eskalierte die Situation. „Fünf bis sechs haben auf mich eingedonnert“, mit Schlägen und Tritten. Zeugen hätten tatenlos zugesehen, schildert er.
Kein Krankentransport
Danach wurde es abenteuerlich: Er kam mit einer ausgebrochenen Zahnlade ins Wilhelminenspital. „Ich musste von dort öffentlich ins AKH fahren“, erzählt er. Krankentransport habe es nämlich keinen gegeben. Beim Wiener Krankenanstaltenverbund heißt es, dass der Patient erstversorgt wurde. Da es in dem Spital keine Kieferchirurgie gebe, wurde er ins AKH geschickt. „Er war nicht so schwer verletzt, dass ein Krankentransport nötig gewesen wäre.“ Heute darf er das AKH verlassen. „Die Ärzte haben ganze Arbeit geleistet: Ich sehe besser aus als vorher“, witzelt er.
Bei der Homosexuellen Initiative (Hosi) in Wien war man über den Übergriff bestürzt, betont aber: „Solche tätlichen Angriffe sind in Österreich selten.“ Bei den flüchtigen Tätern soll es sich laut dem Opfer um türkischstämmige Burschen handeln. Darauf angesprochen, sagt Hosi-Obmann Christian Högl: „Ich halte nichts davon, Gruppen gegeneinander auszuspielen.“ Der Vorfall unterstreiche die Forderung von Hosi nach mehr Aufklärung über sexuelle Diskriminierung in der Schule.