Rekrut (20) erschossen: Zwei Gutachter wurden bestellt
Von Daniel Melcher
In dem Fall des getöteten Soldaten Ismail M., der am 9. Oktober in der ehemaligen Erzherzog-Albrecht-Kaserne erschossen wurde, sollen jetzt zwei Gutachter Licht ins Dunkel bringen.
Laut KURIER-Informationen wurde der psychiatrische Sachverständiger Karl Dantendorfer bestellt, um über den Verdächtigen Ali Ü. (22) ein Gutachten zu erstellen. Ein Ergebnis soll in sechs bis acht Wochen vorliegen. "Da ist die entscheidende Frage: Ist es möglich, dass er sich wirklich nicht mehr daran erinnern kann?", sagt Philipp Winkler von der Kanzlei Rudolf Mayer, der die Familie des Opfers vertritt. Der Beschuldigte beteuerte dies vor den Ermittlern und der Haftrichterin immer wieder.
Anderer Ballistiker
Indes wurde auch ein Ballistiker von der Staatsanwaltschaft beauftragt. Ingo Wieser, dem die aussichtsreichste Position für den Fall zugeschrieben wurde und der viele prominente Fälle, wie zum Beispiel jenen des Briefbombenbauers Franz Fuchs vorweisen kann, ist es somit nicht geworden.Grund sei seine Nähe zum Bundesheer. Laut Nina Bussek, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wien, wollte man eine "etwaige Befangenheit ausschließen".
Der Verteidiger des Beschuldigten, Manfred Arbacher-Stöger von der Kanzlei Rifaat, will gegen die Entscheidung Beschwerde einreichen: "Der Gutachter, der jetzt bestellt wurde, ist kein Experte für Gewehre oder Militärwaffen. Wir würden uns Ingo Wieser oder einen ausländischen Experten wünschen." Der beauftragte Gutachter soll dann die entscheidende Frage klären, ob die Patrone wirklich durch ein Herunterfallen der StG77 in den Lauf gerutscht sein könnte.
Laut Bundesheer-Sprecher Oberst Michael Bauer sei das möglich. "Die Waffe müsste aus einer Höhe von mindestens 1,50 Meter auf den Boden fallen und auf dem Kolben aufschlagen. Dann könnte es sein, dass die Waffe unvollständig geladen wird. Für einen Schuss muss aber noch der Verschluss verändert, entsichert und bewusst abgedrückt werden", sagt er zum KURIER.