Rekord bei Aufnahmetest: 12.760 wollen Arzt werden
Von Lisa Rieger Uwe Mauch
Am Freitag in der Früh war in der U-Bahn-Station Praterstern so viel los wie sonst nur vor einem Fußball-Länderspiel im Ernst-Happel-Stadion. Doch trugen all die jungen Menschen keine rot-weiß-roten Trikots und Schals, sondern ihr Essen und Trinken – wie vorgeschrieben – in transparenten Plastiksackerln.
Die nervliche Anspannung vor der großen Prüfung für das Studium der Humanmedizin bzw. Zahnmedizin an der MedUni Wien war in vielen Gesichtern ablesbar. Etwas mehr als 8000 Interessenten hatten sich für das mehrstündige Aufnahmeverfahren in Wien angemeldet, teilnehmen wollten am Ende vier von fünf. Österreichweit waren es 12.760 Bewerber – so viele wie noch nie zuvor. In der Messe Wien hat der Test um acht Uhr begonnen und dauerte inklusive Pausen bis circa fünf Uhr am Nachmittag.
Newbies und alte Hasen
Auch der 20-jährige Niklas sagte von sich, dass er durch den ersten Versuch vergangenes Jahr schon eine gewisse Routine entwickelt habe. In der Zwischenzeit hat er zur Überbrückung mit dem Studium der Ernährungswissenschaften begonnen. An diesem Freitag hatte er sich mit Lukas aus Deutschland angefreundet. "Man verbringt so einen intensiven Tag miteinander, da fühlt es sich schnell an, als würde man sich schon ewig kennen", waren beide froh, einander unterstützen zu können. Die Stimmung in den Pausen war kollegial, die Bewerber unterstützten sich gegenseitig, besprachen die Fragen und Antworten noch einmal oder lenkten einander ab. "In den Räumen ist es auch angenehm, es hat auch noch niemand zu weinen begonnen vor Stress", sagte die 28-jährige Lisa, die den Test vor Jahren schon einmal gemacht und dazwischen Wirtschaftswissenschaften in Deutschland studiert hat.
Für Tausende heißt es jetzt, warten bis August. Da kommen die Ergebnisse.
Österreichweit waren 12.760 Bewerber zum Aufnahmeverfahren, kurz MedAT, am Freitag angetreten, das entspricht 79,8 Prozent der Anmeldungen. Nicht nur in der Bundeshauptstadt, auch in Innsbruck, Graz und an der Medizinischen Fakultät der Johannes-Kepler-Universität in Linz gab es die Möglichkeit, sich dem Test zu stellen.
„Das Interesse am Studium der Medizin ist weiterhin steigend“, erklärte Anita Rieder, die Vizerektorin für Lehre der MedUni Wien, am Rande des großen Mediziner-Auswahlverfahrens auf dem Wiener Messegelände. Die Statistik gibt ihr recht: In Wien wurden am Freitagfrüh 6508 Kandidaten gezählt – erneut mehr als im Vorjahr. Angemeldet hatten sich für den Test um rund 1500 mehr Frauen als Männer.
Die Testreihe findet seit 2005 statt, zum fünften Mal wurde das Aufnahmeverfahren als ein österreichweiter gemeinsamer und einheitlicher Test an allen heimischen Unis durchgeführt. Der Aufnahmetest ist ein mehrteiliges, schriftliches Verfahren. Dabei wird einerseits das schulische Vorwissen aus Biologie, Chemie, Physik und Mathematik getestet. Andererseits werden Textverständnis, kognitive Fähigkeiten, sowie sozial-emotionale Kompetenzen beim Multiple-Choice-Test abgeprüft.