Rattenplage im Bettlerhaus
Von Birgit Seiser
Nachdem der KURIER schon vor Wochen die katastrophalen Zustände in dem Bettlerhaus in der Neulerchenfelder Straße 88 aufgedeckt hat, wurde von den Behörden versichert, dass man auf Hochtouren an einer Lösung arbeitet. Jetzt hat sich die Situation aber erneut zugespitzt.
Über Meter hinweg stapeln sich im Eingangsbereich Müllsäcke. Laut Bezirksvorstehung hat der Hausbesitzer offensichtlich aufgehört, die Gebühren für die Müllabfuhr zu zahlen. Die MA 48 sagt, dass es sich um ein Haus handelt, in dem die Mülltonne nur dann geleert wird, wenn sie vor dem Gebäude steht. Die katastrophale Folge ist jetzt nicht nur ein schier unerträglicher Gestank, sondern eine Rattenplage: „Wir sehen die Ratten wie sie über die Mauern auf die Nachbargrundstücke laufen“, erzählt Anrainer Martin B., der schon seit geraumer Zeit gegen die Missstände ankämpft.
Behörden-Wirrwarr
„Meine Mutter ist mit den Fotos vom Müll zur Polizei gegangen. Die ist aber nicht zuständig, und man hat sie an das Umweltamt verwiesen. Dort schickte man sie dann wieder zur Polizei“, schildert Martin B. weiter.
Jetzt liegt den Behörden eine Anzeige wegen sanitären Übelstands vor, wie es aber bereits vor gut zwei Monaten der Fall war. „Wir haben die sanitären Missstände damals beseitigt. Wenn es jetzt erneut eine Anzeige deswegen gibt, müssen wir uns an die Fristen halten, bis wir wieder handeln können“, sagt Wolfgang Rothbauer vom Büro für Sofortmaßnahmen.
Die Bürokratie bindet den städtischen Behörden anscheinend die Hände und ermöglicht den Ratten in der Neulerchenfelder Straße 88 ein Leben wie im Schlaraffenland.
Nach der Räumung. "Wenn wir nicht mehr da sind, werden die Mieter wieder schikaniert", sagte ein Hausbesetzer der Pizza Anarchia kurz nach der Räumung des Hauses in der Mühlfeldgasse 12. Er sollte recht behalten.
Die letzte verbliebene Mietpartei, ein altes Ehepaar, war während der Räumung in einem Ersatzquartier untergebracht. Bei der Rückkehr die böse Überraschung: In der Wohnung war nur noch die Stromversorgung aufrecht. Das Gas wurde vor der Räumung aus Sicherheitsgründen abgedreht, aber nicht wieder aufgedreht. Das Gang-WC wurde von den Hauseigentümern ohne Vorwarnung entfernt, das Wasser ebenfalls abgedreht.
Die Baupolizei (MA 37) musste einschreiten und notpolizeiliche Maßnahmen durchsetzen. Zwischenzeitlich steht den zwei Mietern ein in der Nachbarwohnung errichtetes Bad und WC zur Verfügung. Auch die Wasserversorgung funktioniert wieder. Wegen des abgedrehten Gases gibt es kein Warmwasser. Die Baustelle wurde abgesichert. Die MA 37 stellte zudem auch Strafantrag wegen Verletzung der gesetzlichen Bestimmungen. Der Strafrahmen: 21.000 Euro.