Chronik/Wien

Wiener Pfarrer sperrte "Neofaschisten" aus

Bereits die schriftliche Absage des "Patriotenkongresses" lässt tiefe Einblicke in die Welt des Veranstalters zu: Die Wiener Nationale Offensive (Wiedenska Inicjatywa Narodowa, kurz WIN), die in der Pfarre St. Severin in Wien-Währing ihren Event doch nicht abhalten durfte, machte dafür "Agenten aus dem polnischen kommunistischen Umfeld" verantwortlich. Diese hätten "Druck" auf die heimische Bischofskonferenz ausgeübt.

Tatsächlich ist die Geschichte rund um den für Samstag in der Pfarre angekündigten und dann abgesagten "Patriotenkongress" eine ganz andere: Denn der Pfarrer hatte nicht gewusst, dass er sich mit der WIN eine laut Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW) "polnische neofaschistische Gruppe", die als "extrem antisemitisch, homophob und nationalistisch" beschrieben wird, ins Haus holt.

Bei der Wiener Erzdiözese und im Büro der Bischofskonferenz war im Vorfeld allerdings ein Tipp eingelangt. Sinngemäß hieß es: Ob man wisse, wem man seine Räume zur Verfügung stelle? Paul Wuthe, der Sprecher der Bischofskonferenz, erklärt: "Nein, das wussten die Verantwortlichen vor Ort nicht." Der Pfarrer, selbst gebürtiger Pole, prüfte den Verdacht und untersagte der WIN kurzerhand die Abhaltung des Kongresses. "Wir haben binnen zehn Minuten reagiert", sagt Wuthe.

"Keinen Platz bei uns"

Die Räume seien der WIN auf inoffiziellem Weg, durch in der Pfarre aktive Jugendliche, angeboten worden. Wuthe stellt klar: "Die Veranstaltung hatte keinen kirchlichen Hintergrund. Solche Gruppen haben bei uns absolut keinen Platz."

Der umstrittenen Bewegung gelang es, den Event in ein Lokal am Gürtel zu verlegen. Der Kongress sei "nicht politisch motiviert", hieß es in einer Stellungnahme. Auf der Rednerliste stand neben anderen auch Krystof Bosak, der zum Führungskader der antisemitischen "Nationalen Bewegung" in Polen zählt.

Im Vereinsregister firmiert WIN als polnischer Jugendverein. Erstmals trat er Mitte Juni auf der Demo gegen die Regenbogenparade auf. "Noch vermag die Gruppe nicht mehr als 20 Leute zu mobilisieren", heißt es seitens des DÖW. Auf Facebook hat sie bereits 1000 Fans.