Chronik/Wien

Parkpickerl unter der Hand verkauft: "Ich schäme mich"

Eigentlich hätte man mit dem entlassenen Magistratsbediensteten Manuel H. kurzen Prozess machen können. Der 27-Jährige hatte von 2010 bis 2012 unter der Hand mehr als 300 Parkpickerl zum Dumpingpreis verkauft. 50 Euro (statt 200) kostete bei ihm ein Jahr, 100 Euro (statt 330) kosteten zwei Jahre. Insgesamt wirtschaftete H. 27.000 Euro an der Rathauskasse vorbei in die eigene Tasche, was ihm eine Anklage wegen Amtsmissbrauch mit bis zu fünf Jahren Haftdrohung einbrachte.

Die Wiener Richterin Minou Aigner war so gnädig, sich mit dem Prozess so lange Zeit zu lassen, bis H. den Schaden gutmachen konnte. Die Verhandlung war ursprünglich schon für Anfang Juli angesetzt gewesen. Der 27-Jährige – „im Nachhinein schäme ich mich“ – überwies an die Gemeinde Wien großzügig mehr als von ihm verlangt wird, nämlich 30.000 Euro. Also was gibt es vor dem Urteil noch groß zu besprechen?

Der Verteidiger überschüttete die Richterin mit klein gefuzelten Tabellen („Die kann ich nicht einmal mit der Brille lesen, da brauche ich eine Lupe!“), aus denen sich fünf Fakten ergeben sollen, bei denen H. nicht so viel wie vorgeworfen kassiert habe. Das muss genauer hinterfragt werden.

Mitgeschnitten

Und der Angeklagte selbst tischt die Geschichte vom Bekannten eines Bekannten namens „Poki“ auf, der den Handel mit den Parkpickerln aufgezogen haben soll. Dieser „Poki“, von dem Manuel H. nur noch einen Glatzkopf in Erinnerung haben will, soll mitgeschnitten haben. Weitere Angaben zur „Struktur“ – die Richterin vermutet hinter dem schwunghaften Handel eine mafiöse Organisation – ist Manuel H. nicht bereit zu machen.

Der Angeklagte sagt, er habe seinem Mittelsmann eingeschärft, man solle mit der Quelle für billige Parkpickerl nicht hausieren gehen. Trotzdem habe sich das herumgesprochen und man habe ihm laufend Kennzeichen und den betreffenden Bezirk mitgeteilt, damit er Pickerl stanzt. Als eine interne Kontrolle die Malversationen auffliegen ließ, sei „Poki“ nicht mehr greifbar gewesen.

Der Prozess wurde vertagt. Die Pickerl-Käufer sind fast alle längst (mit bedingten Strafen) abgeurteilt.