Chronik/Wien

Neue Street Art in Wien: 30.000 Quadratmeter Kunst

Ein schwarz-weißes Gesicht statt eines modernen Medienzentrums: Das Areal des ehemaligen Wiener Schlachthofs St. Marx, das nun unter Neu Marx firmiert, ziert ab sofort ein Riesengemälde im Ausmaß von 30.000 Quadratmetern. Aufgebracht wurde das Werk "Der Beobachter" des Künstlers Golif auf jene Asphaltfläche, die ursprünglich für den ORF zur Bebauung reserviert war.

Da dieser bekanntlich dankend abgelehnt hat und doch am Küniglberg bleibt, liegt das Baufeld seit geraumer Zeit brach und harrt seiner Entwicklung. Bis es soweit ist, will man das Gelände mit Zwischennutzungskonzepten bespielen. Jetzt dient die Asphaltwüste also gewissermaßen als gigantische Leinwand für XXL-Street Art.

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Sechs Fußballfelder misst "Der Beobachter". Wobei das Gesicht, das in den Himmel schaut, eigentlich nur von eben dort aus zu erkennen ist - was, sollte man nicht zufällig in den nahegelegenen Towers der Wiener Stadtwerke bzw. von T-Mobile arbeiten, mangels Aussichtspunkten etwas schwierig sein dürfte. Denn betrachtet man das in puristischer Graphic-Novel-Ästhetik gehaltene Sujet aus ebenerdiger Position bzw. spaziert man darauf herum, löst sich das eigentliche Motiv in abstrakte schwarze und weiße Flächen auf.

Fünf Tonnen Farbe

Mehrere Woche hat Street-Artist Golif, der sich im Frühjahr 2015 bereits mit gestressten schwarz-weißen Autofahrer-Konterfeis an der Linken Wienzeile nahe Schloss Schönbrunn vorübergehend ins Stadtbild eingebracht hat, an seinem überdimensionalen Projekt gearbeitet. Knapp fünf Tonnen Farbe wurden verbraucht, beim Aufbringen derselben legte der gebürtige Tiroler rund 450 Kilometer zurück, wie er dank Schrittzähler-App weiß. "Man läuft ständig Bahnen ab mit so einer Art Kärcher-Gerät. Mit 150 bis 200 Bar schießt man dann die Farbe auf den Platz. Man ist eigentlich ein laufender Drucker", sagte Golif.

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Auf dem Areal werden in einigen Jahren je zur Hälfte Büros und Wohnungen entstehen, wie Wien-Holding-Chefin Sigrid Oblak gegenüber der APA bekräftigte: "Wir sind gerade dabei, den städtebaulichen Rahmenplan zu machen, damit wir wissen, wie die Gebäudeausformungen ausschauen werden und wie hoch die Häuser werden können." Geteilt werde die Fläche wohl durch einen breiten Grünstreifen. Oblak hofft, dass 2017 die Flächenwidmung startet und Anfang 2019 mit ersten Bauaktivitäten begonnen werden kann.

Nähere Pläne gibt es auch für die daneben liegende und denkmalgeschützte Rinderhalle. Sie wird derzeit immer wieder für Konzerte genutzt, womit aber laut Oblak bald Schluss sein soll. Denn die Halle soll großteils Start-ups eine Heimat bieten, der Beginn der Ansiedlung sei für Mitte bis Ende 2017 geplant. Denn der befristete Vertrag mit dem Eventveranstalter laufe mit Ende Juni 2017 aus.

Öffentlich zugänglich soll die eindrucksvolle Konstruktion aber dennoch bleiben. "Geplant ist, dass größere und kleinere Häuschen innerhalb des Flugdaches - die Halle ist ja kein geschlossenes Gebäude - eingebaut werden und zwischen diesen Häuschen wird Tag und Nacht eine öffentliche Durchgängigkeit möglich sein", versprach Oblak. Im vorderen Hallenbereich werde es zudem Gastronomie und Einkaufsmöglichkeiten geben. Ob das äußerst erfolgreiche Theaterprojekt "Globe" von Michael Niavarani ebenfalls absiedeln muss, sei noch nicht fix. Hier gebe es noch Gespräche, ob man die Sache nicht in das künftige Konzept integrieren könne.