Chronik/Wien

Nervennahrung vor der Premiere

Gegen Verzweiflungszustände kurz vor einem neuen Programm – und derer gibt es erfahrungsgemäß einige – hat Klaus Eckel ein wirkungsvolles Rezept: Ein Essen im "Ottakringer Landhaus".

Da sein neues Stück "Zuerst die gute Nachricht" in zwei Tagen im Grazer Theatercafé und knapp ein Monat später im Wiener Stadtsaal Premiere hat, häufen sich Besuche in besagtem Restaurant derzeit wieder.

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Auch diesmal kehrt er für sein Mittagessen in das bodenständige Lokal mit den dunklen Holztischen ein, wo die Tiere, deren Fleisch auf dem Teller landet, großteils aus dem Pielachtal kommen und teilweise sogar vom Chef selbst erlegt wurden. "Uns ist es wichtig, wie es dem Tier ging – während seines Lebens und kurz vor seiner Bestimmung. Wir haben ein Problem mit dem Tierleid", sagt Lokalbesitzer Oliver Bures. Deshalb werden Tiere im Ganzen gekauft und alle Teile zubereitet. Wieso sollte man die Innereien wegschmeißen?

Jagdgehilfe

Klaus Eckel hat Lokalbesitzer Bures sogar schon einmal bei einer Jagd begleitet. Bei dem einen Mal ist es aber auch geblieben. "Ich habe dabei einem Reh das Leben gerettet", verrät Eckel. "Ich habe es mit meinem Fehlverhalten verscheucht. Die Jacke war nicht rauschfrei. Aber", fährt Eckel fort und muss dabei grinsen, "ich bin ja fast ein Vegetarier. Das war also in Wahrheit alles beabsichtigt."

Kennengelernt hat Eckel den Lokalchef nicht im Restaurant, sondern beim Tennisspielen. Genauso wie Klaus Eckel ein Quereinsteiger im Kabarett ist, kommen Oliver und Caroline Bures ursprünglich nicht aus der Gastronomie. Oliver Bures war bis vor zehn Jahren "nur" Tennislehrer, Caroline Bures ist Energetikerin.

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Klaus Eckel wiederum hat eigentlich eine Ausbildung zum Logistiker gemacht. "Während meines Studiums habe ich dann gelernt, dass es in der Wirtschaft nur darum geht, mehr Kosten oder weniger Umsatz zu machen. Nach dem Studium war mir klar, dass ich mein Leben damit nicht füllen möchte."

Faszination Kabarett

Das Kabarett hingegen hat ihn immer schon gefesselt. Von Josef Hader war er besonders fasziniert. "Er steht nur mit einem Keyboard auf der Bühne und es ist ganz toll." Das wollte er auch: Mit geringen Mitteln den Leuten viel Nutzen bringen. "Einzig dass man dafür auch Talent braucht, habe ich dabei leider vergessen", sagt er und lacht.

Dass diese Aussage mit einem Augenzwinkern zu verstehen ist, zeigt ein Blick auf die vergangenen Jahre. Deutscher Kleinkunstpreis 2014. Deutscher Kabarettpreis 2010. Österreichischer Kabarettpreis 2008. Seit dem erstem Soloauftritt schreibt er alle zwei Jahre ein neues Programm und spielt in oft ausverkauften Theatern.

In seinem neuen Programm "Zuerst die gute Nachricht" geht er nun der Frage nach, ob man überhaupt noch ein gutes Leben führen kann. Denn: "Kaum macht man etwas gut, verhält man sich falsch gegenüber einer anderen Sache."

Ein Beispiel: Die Hysterie rund um die Ernährung. "Wenn man heute Leute einlädt, braucht man einen Tisch ohne Gluten, einen mit Fruktose und einen leeren. Der ist fürs Dinner Cancelling", sagt Eckel und fährt fort: "Einerseits streicheln wir den Hund unter dem Tisch, andererseits verspeisen wir das Schwein auf dem Tisch. Das ist eine große Schere." Aber irgendwie würden wir es doch stets schaffen, unser Tun zu rechtfertigen. Mit halbstarken Argumenten. Oder mit Alkohol.

Also, Prost!

Angebot

Moderne Wiener und auch mediterrane Küche: Gulasch oder Schnitzelsticks ebenso wie Lachsfilet.

Preise

Mittelpreisig. Hauptspeisen ab 8,50 € (etwa die flaumigen Eiernockerln), Wildschweinbraten 13,90 €. 1/8 l GV 2 €.

Weine

Einen Großteil der knapp 50 Weine von österreichischen Winzern gibt es zu "Ab Hof"-Preisen in der Vinothek zu kaufen.

Geöffnet

Täglich von 11 h bis 24 h (Mo.–Sa.) bzw. bis 22 h (So., Feiertag) geöffnet.

In seinem neuen Programm geht Klaus Eckel der Frage nach, ob man überhaupt noch ein gutes Leben führen kann: "Sie sind sicher anders. Sie verwenden regelmäßig Zahnseide, lassen nur fair gehandelten Kaffee in Ihre Tasse rinnen und dehnen sich vorm Morgensport. Sie vergönnen Ihrem Nachbarn das größere Haus, in die er gerade den neuen SUV parkt. Und sie bezahlen jede Sonntagszeitung, Falls nicht: Willkommen in meiner Welt!"

Nächste Termine

12.–16. 1. Theatercafe in Graz;

2.–4. 2. Theater am Alsergrund, Wien (Vorpremiere);

10. 2. Stadtsaal, Wien, Premiere.

Mehr Info: www.klauseckel.at