Chronik/Wien

Nebenbuhler erstochen, Wiener Jusstudent in Haft

Die Kriminalisten saßen in Zivilkleidung in der Straßenbahnlinie 26 in Wien-Floridsdorf. Sie hatten Patrick H. schon länger verfolgt. Jetzt warteten sie auf einen günstigen Moment. Kurz vor 23 Uhr, nahe der Nordbrücke, war er gekommen. Vor mehreren Zeugen stürmten die Ermittler auf den 24-Jährigen zu und legten ihm noch im Waggon Handschellen an.

Patrick H., 24, Jusstudent, steht unter dringendem Mordverdacht. Berliner Kriminalisten fahnden seit Mittwochvormittag fieberhaft nach dem Wiener. Sie glauben, dass er hinter dem „Mord im Stiegenhaus“, wie deutsche Medien die Gewalttat umschreiben, steckt.

H. führte eine Fernbeziehung – zwischen Wien und Berlin. Vielleicht scheiterte es daran. Im Leben seiner Ex , 28, gab es einen neuen Mann.

Der Jusstudent dürfte rasend vor Eifersucht gewesen sein. Das glauben die deutschen Ermittler. Am Mittwoch betrat er den Wohnbau seiner Freundin, das Excelsior-Hochhaus in der Stresemannstraße in Berlin-Kreuzberg.

„Mehrere Messerstiche“

Was sich in und vor der Wohnung im zehnten des sechzehnstöckigen Wohnbaus abspielte, ist noch nicht restlos geklärt. Ein Nachbar, aufgeschreckt durch Lärm und Schreie, betrat den Flur und fand Patrick H.s Nebenbuhler blutüberströmt am Boden. Ein Notarzt versuchte vergeblich, den 26-Jährigen zu retten. „Der Mann starb an mehreren Stichverletzungen“, erklärte später eine Polizeisprecherin. Die Ex-Freundin soll sich in der Wohnung befunden haben. Der Täter flüchtete. Mieter sahen, wie ein junger Mann in einem blutgetränkten, grauen Pullover davonlief. Die Polizei sperrte mehrere Stockwerke des Hauses und suchte mit Spürhunden nach dem Flüchtigen.

Die Mordgruppe 4 des Landeskriminalamtes Berlin erließ kurz darauf einen europäischen Haftbefehl gegen H. Der Jusstudent ist nun in Wien in Haft und soll ausgeliefert werden. Hat er den 26-Jährigen „abgepasst“ oder war ihre Begegnung reiner Zufall? Antworten darauf bleibt er schuldig. Er habe aber „die Tat in Teilen gestanden“, hieß es.