Chronik/Wien

Nächtigungsboom abseits der Vier-Stern-Hotels

Und wieder einmal meldet der Tourismus in Wien neue Rekorde: Fünf Millionen Nächtigungen im ersten Halbjahr, 16 der 30 wichtigsten Herkunftsländer verzeichneten hohe Zuwächse bis zu 48 Prozent und trotz neuer Hotels mit 1800 Betten wurde eine höhere Auslastung (65%) erzielt.

Einen Wermutstropfen muss man hinnehmen: Die Vier-Sterne-Hotels konnten am Erfolg nicht mitnaschen. Tourismuschef Norbert Kettner: "Wir analysieren noch, warum hier der Erfolg ausgeblieben ist."

Laut Kettner verträgt Wien im derzeit stark wachsenden Budget- und Luxusbereich durchaus noch mehr Angebot, da internationale Marken neue Gäste anziehen. Schwierig könnte es hingegen im mittleren Preissegment werden, wo ein Verdrängungswettbewerb droht, sollten noch mehr Hotels dazukommen.

Zuversicht

Neue Kapazitäten werden in der Branche aber erstmals wirklich als Problem gesehen: So ist für das fertige "Shangri-La" immer noch kein Käufer gefunden. Dennoch entstehen sogar an mehreren Baustellen in Wien neue Hotelkapazitäten. So etwa das "Kempinsky" im Palais am Schottenring und zwei Hotels der Signa-Gruppe von Rene Benko in der Tuchlauben und in der früheren Länderbankzentrale Am Hof. Betreiber soll "Park Hyatt" werden. Weiters entsteht derzeit im neuen DC-Tower bei der UNO-City mit 220 Meter ein Wellness-Hotel.
Zum erfreulichen Teil: Die Umsätze bei den Nächtigungen, die erst für die Monate Jänner bis Mai vorliegen sind durchaus positiv. Die Hotellerie konnte 182,3 Mio. € erwirtschaften, was einer Steigerung von zwölf Prozent zum Vorjahr entspricht. Der Wert liegt um 4,8% über dem bisherigen Rekordwert im Jahr 2008. Die noch ausstehenden Juni-Zahlen werden das Gesamtergebnis allerdings wieder unter denn Rekord drücken. An die im Zuge der Fußball-EM im Jahr 2008 erzielten Ergebnisse kommt man nicht heran.

Für das zweite Halbjahr ist man bei Wien-Tourismus besonders zuversichtlich. Vera Schweda: "Die Segeln sind auf volle Fahrt gesetzt." Um zum Jahresende wieder Rekordzahlen zu schreiben, werden 6,8 Mio. Euro ausgegeben.

Besondere Anstrengungen gibt es in Übersee und im Nachbarland Deutschland. Aber auch der heimische Gast soll verstärkt umworben werden.

Dazu werden die beliebten Sitzmöbel des MuseumsQuartiers auf die Reise in die Landeshauptstädte geschickt. Außerdem wird man den Wiener Advent dort mit "Dufthaltestellen" in Bahnhöfen und bei großen Busstationen bewerben.
In Moskau und in Bukarest werden riesige Wien-Plakate zum Spaziergang durch Wien einladen. Verstärkt wurde auch die Online-Werbung via Internet.