Chronik/Wien

Mordkomplott: Grube für Leiche war bereits ausgehoben

Nachdem der internationale Geldwäschering zweier Familien vor rund zwei Wochen vom Wiener Landeskriminalamt aufgedeckt worden war (der KURIER berichtete), schworen die Mitglieder des einen Familienclans Rache. Um die Ehre seiner in Verruf geratene Familie wieder herzustellen, plante der 45-jährige Adam U. einen beteiligten, mutmaßlichen Geldwäscher umzubringen. Der Auftragsmörder Vazrail A. wurde dafür engagiert (für ihn und den Auftraggeber gilt die Unschuldsvermutung).

Weil das auserkorene Opfer nach dem Auffliegen des Geldwäscherings aber noch in U-Haft saß, erledigten die zwei Männer einstweilen die "Vorarbeit". Sie kauften sich einen kleinen Lkw, um die Leiche transportieren zu können und gruben anschließend in einem Waldstück in Wien-Simmering ein Loch. Dort sollte das Opfer später verscharrt werden.

Vom Täter zum Opfer

Für die Ausführung des Mordplans musste dann nur noch die Freilassung des Opfers abgewartet werden. Die U-Haft endete aber früher als erwartet, was dem Opfer vermutlich das Leben rettete. Nachdem er nämlich wieder auf freiem Fuß war, erfuhr er durch andere Familienmitglieder, dass Adam U. den 38-jährigen Vazrail A. mit dem Mord an ihm beauftragt hatte. Nach der Freilassung aus der U-Haft führte der Weg des mutmaßlichen Geldwäschers also gleich wieder zur Polizei – diesmal aber in der Rolle des Opfers. Die Beamten konnten aufgrund der Schilderungen schließlich genügend Beweise sicherstellen, um die beiden Beschuldigten in der Justizanstalt Josefstadt in U-Haft zu nehmen.

Aber auch das Opfer des mutmaßlichen Mordversuchs muss sich noch vor Gericht verantworten. Den Ausgang fand die Geschichte, als den Ermittlern der Außenstelle Ost nach monatelangen Ermittlungen fünf Verdächtige ins Netz gingen, die international Geld gewaschen haben sollen. Insgesamt 47 Personen der zwei Familien stehen im Verdacht, Schmuckstücke undeklariert unter der Tarnung von Kleidungsbestellungen nach Österreich importiert zu haben. Der Schmuck wurde später im Geschäft von einem der Täter verkauft. Der Schaden, der dadurch entstanden ist, wird auf mehrere Hunderttausend Euro geschätzt.