Mord an Wiener Lehrerin in Abu Dhabi
Die US-Community in Österreich „steht derzeit unter einem Riesenschock“, sagt eine Amerikanerin. Die Meldung vom Mord an der beliebten Lehrerin Ibolya R. (47), die an der Danube International School in Wien-Leopoldstadt lehrte, schlug „wie eine Bombe“ ein. Die Lehrer mussten psychologisch betreut werden, die Schüler hatten unterrichtsfrei. „Sie war so eine freundliche und positive Person. Wir sind schwer geschockt“, erklärte Direktor Ian Piper. „Unsere Schule ist sehr familiär.“
Niedergestochen
Zu diesem Zeitpunkt war noch nicht klar, dass Ibolya R. am Montag im Einkaufscenter Bourik Mall auf Reem Island in Abu Dhabi offenbar das Opfer eines Terrorangriffs gewesen ist. Wie ein Überwachungsvideo zeigt, hatte zuvor eine Person mit einem Niqab (Gesichtsschleier) das Zentrum betreten. Sie bestieg den Lift und dürfte die Tatwaffe – ein Küchenmesser mit blauem Griff – unter dem Schleier versteckt haben. Vor der Tat sprach sie mit einem Security. Anschließend verschwand die Unbekannte in einer Toilette. Dort wartete sie eineinhalb Stunden, bis sie auf Ibolya R. traf. Lokale Medien berichten davon, dass die Angreiferin die Lehrerin angeschrien habe, dass sie sie absteche, falls sie sich nicht hinsetzt. Was dann passiert ist, blieb zunächst unklar. Das Video zeigt jedenfalls, dass die mutmaßliche Täterin nach dem Mord aus dem WC flüchtete und in dem Tumult entkam.
Danach dürfte die Frau in ein weißes SUV gestiegen sein und eine Bombe bei einem Arzt, der ebenfalls US-Staatsbürger ist, deponiert haben. Diese wurde laut Innenminister Sheikh Saif Bin Zayed al Nahyan allerdings von dem Mediziner gefunden und von der Polizei entschärft. In der Nacht auf Donnerstag wurde schließlich eine Verdächtige in einem noblen Wohnhaus in Abu Dhabi verhaftet, ihr SUV war blutverschmiert. Nähere Details über ihre Identität wurden zunächst geheim gehalten, das Motiv für die Taten sei aber ausschließlich die Nationalität der Opfer.
Ibolya R. hatte vor wenigen Monaten ihre Lehrtätigkeit von Wien nach Abu Dhabi verlegt. Laut Daily Mail war bereits vor einigen Wochen gewarnt worden, dass Dschihadisten US-amerikanische Lehrer töten wollen. „Wir sind tief betroffen“, erklärt Andreas Schatzl, Direktor am Wiener Theresianum. Hier geht die Tochter der US-Amerikanerin in die Schule. Am Donnerstag war die Schulpsychologin zu Besuch, um die Klassenkollegen des Mädchens zu betreuen.