Chronik/Wien

Mobbing bei Polizei: "Posten"-Chef verurteilt

Waldemar Müller (Name geändert) grüßte einige Beamte auf seiner Polizeiinspektion nicht. Der Chef reichte ihnen nicht die Hand, wie es auf der Polizeihunde-Inspektion mit mehr als zwei Dutzend Beamten üblich war. Stattdessen übergoss er sie mit Diffamierungen und Beleidigungen – am allerliebsten vor anderen. Nun musste sich der Dienststellenleiter vor der Disziplinarbehörde des Innenministeriums verantworten. „Mobbing“ warf ihm die Dienstaufsicht vor.

Müller pflegte eine besondere Form der Mitarbeiterführung. Sein Stehsatz lautete laut einem Beamten: „Man muss erst in die Mannschaft hineinzündeln, damit es dieser nicht zu gut geht.“ Das dürfte er dann auch umgesetzt haben: Beamte schimpfte er „Lügner“, „größenwahnsinniges Arschloch“ oder „fauler Hund“. Häufig ließ er sich laut Zeugen aus, wenn der Betroffene nicht da war: „Der lügt, sobald er den Mund aufmacht.“ Einem korpulenten Untergebenen erklärte er: „Du weißt schon, dass du den längsten Gürtel bestellt hast.“

Die Folge waren Beschwerden, Aussprachen, Versetzungsersuchen. Der Fall landete 2012 bei der Gleichbehandlungsbeauftragten des Ministeriums. Die Beschwerde klang offenbar wie ein Hilferuf, denn die Behörde entsandte einen hauseigenen Psychologen, der das Betriebsklima vor Ort erkundete.

„Zerrüttetes Klima“

In seinem Gutachten hielt er fest, dass das Klima „extrem zerrüttet“ und der Chef der „wesentliche Taktgeber des Konflikts“ sei. In der Inspektion hatten sich konkurrierende Gruppen gebildet. Die Disziplinarkommission folgerte: Müller habe „eine Atmosphäre geschaffen, welche es vielen Mitarbeitern nahezu unmöglich machte, erfolgreich arbeiten zu können“ .

Müller wurde suspendiert. Dazu kamen noch weitere Verfehlungen: Gemeldete Missstände ignorierte er angeblich. In einem Fall taufte er den Melder als „mieseste Ratte der Dienststelle“. Als etwa Pornos auf einem Polizei-PC gefunden wurden, zuckte er mit den Schultern.

Müller war laut der Kommission „überfordert“. Am Ende des Verfahrens zeigte er Reue. Er bekam eine Disziplinarstrafe von 4000 Euro aufgebrummt. Gegen eine Versetzung auf einen kleineren Posten hat er berufen.