Mittels Kopfhörer eine Zeitreise auf dem Heldenplatz erleben
Von Laura Schrettl
Der Wiener Heldenplatz ist an sich schon geschichtsträchtig, nun kann die Geschichte des Platzes auch akustisch miterlebt werden. Der Heldenplatz wird zum Schauplatz von realitätsnahen Gesprächen der Vergangenheit und von Zukunftsfiktionen.
Mit einer App am Handy oder einem kostenlosen Leihgerät des Haus der Geschichte (hdgö) kann man mittels Kopfhörer in die Welt von 1848 und in die von 2084 eintauchen.
Das Augmented-Reality-Projekt von Sonic Traces ist eine Kooperation mit dem Haus der Geschichte (hdgö). Nachdem das Projekt bereits im Frühjahr gestartet ist, fand am Mittwoch die offizielle Präsentation statt.
Realitätsnahes Hörerlebnis
"Man bekommt eine 3D-Klangwelt, durch die man durchspazieren kann", sagte Thomas Aichinger von Sonic Traces, einer der beiden Entwickler. Bei der gesamten Planung, die bereits vor drei Jahren begann, sei Realitätsnähe besonders wichtig gewesen.
Denn je nachdem, an welchem Ort man steht und in welche Richtung man blickt, haben die zu hörenden Stimmen eine andere Intensität. Zudem werden die Monologe, Dialoge und Gruppengespräche in eine realistische Hintergrundkulisse eingebettet.
Durch umfangreiche Recherche mithilfe des hdgö sei dem Duo ein realitätsnahes Hörerlebnis aus dem Jahr 1848 gelungen. "So wie es dort erzählt wird, hätte es passieren können", sagte Mitentwickler Peter Kollreider. In beiden Welten seien zwei Themen zentral - Freiheit und Demokratie. Dabei stand von Anfang an der Inhalt im Mittelpunkt mit einem Ziel - "das Know-how über die Technologie zu nutzen, um zu erzählen", sagte Kollreider.
Was hört man im Jahr 1848?
Der heutige Heldenplatz war 1848 ein Teil der kaiserlichen Hofburg und nicht öffentlich zugänglich. Bürger kämpften gegen die absolutistische Monarchie, Zensur, Spitzelwesen und politische Rechtlosigkeit. Gefordert wurden Mitbestimmung, die Freiheit der Einzelnen und der Rechtsstaat.
Wie Frauen, Studenten, Arbeiter aktiv wurden, wie die breite Bevölkerung diese Umbrüche erlebt hat, was Adelige und der Kaiser selbst dazu gesagt haben könnten, hört man dank der App. Mittels der Technologie kann man in die Revolution akustisch eintauchen.
Wie hört sich die Zukunft im Jahr 2084 an?
Künstliche Intelligenz hat die Regierungstätigkeiten zum Wohle der Menschheit übernommen. Jeder Mensch hat einen persönlichen Assistenten, auch Behüter genannt, im Ohr. Es gibt keine unbeantworteten Fragen mehr. So sieht die Zukunftsversion von Sonic Traces aus.
Der Heldenplatz heißt dabei „Platz der freien Gedanken“. Er ist der einzig verbliebene Ort, an dem die persönlichen Assistenten nicht funktionieren. Die regierende künstliche Intelligenz hat dies den Menschen zugestanden, spekuliert aber im Geheimen damit, dass sich die Menschen von Furcht erfüllt wieder bereitwillig der Datenkontrolle ergeben. Am Platz der freien Gedanken treiben sich die verschiedensten Gestalten herum, Menschen wie auch Roboter.
Finanzielle Unterstützung kam vom für Digitalisierung zuständigen Stadtrat Peter Hanke (SPÖ) bzw. der städtischen Wirtschaftsagentur. Hanke selbst bezeichnet das Projekt als "innovativ und neu".
Bis Weihnachten können sich Interessierte im hdgö zu Öffnungszeiten Geräte und kostenlos Kopfhörer ausborgen, um das Klangerlebnis voll zu genießen. Alternativ lässt sich die App auf das eigene Smartphone laden.