Chronik/Wien

Mit 260 km/h über Pannenstreifen gerast

Im Internet ist der in Österreich lebende Deutsche derzeit das Hassobjekt Nummer eins. Eine Gratis-Zeitung schreibt seit Monaten über die Eskapaden des angeblichen Diplomatensohns. Auf seiner Facebook-Seite prahlt er mit seiner Immunität – deshalb konnte er alkoholisiert mit 250 km/h durch das Wiener Stadtgebiet rasen. Als Beweis sind sein Auto und das eines Freundes (beide mit Diplomatenkennzeichen) im Internet zu sehen. Dazu wurden Videos hochgeladen, die irre Fahrmanöver auf der Ostautobahn und der Südost-Tangente zeigen. Der Lenker ist dabei zu sehen, wie er andere Lenker schneidet und rechts überholt. Einige Male wird ein schwerer Unfall nur knapp vermieden. Die Fahrt ist mehr als lebensgefährlich.

Porsche-Fahrer kein Diplomat

Die Videos sind vermutlich echt, die Geschichte dahinter aber offenbar erlogen. Der Hobby-Rennfahrer narrt mit seinem Porsche Cayenne seit Monaten nicht nur die Polizei, sondern auch Medien. Tatsächlich handelt es sich bei Christian D. um einen deutschen Staatsbürger, wie Recherchen des KURIER ergeben. Auch das Außenministerium bestätigt, dass der Lenker keine diplomatische Immunität besitzt. Die WD-Kennzeichen wurden per Photoshop in die Bilder hineinkopiert.

Der Polizei ist der Name des Rasers bekannt, Strafe erwartet ihn dennoch keine. Zwar heißt es offiziell bei der Polizei, dass der Fall nun geprüft wird, aber Verkehrspolizisten bestätigen, dass den YouTube-Rasern wenig passieren wird.

„Wir hatten schon mehrere solcher Videos und dabei Lenker ausgeforscht, aber schlussendlich ist es immer daran gescheitert, dass in einem Verfahren eine genaue Tatzeit angegeben werden muss. Das ist bei diesen Filmen nicht möglich“, berichtet ein Offizier dem KURIER. Das bisher schlimmste wurde in Vorarlberg gedreht, wo ein Motorradfahrer mit bis zu Tempo 300 auf Landstraßen unterwegs war. Teilweise fährt er bei diesen Geschwindigkeiten sogar nur auf dem Hinterrad. Die Vorarlberger Polizei nahm mit ihm Kontakt auf und bat ihn, so etwas künftig zu unterlassen. Das funktionierte zumindest insofern, als dass kein weiteres Video des Hobby-Rasers mehr aufgetaucht ist.