Chronik/Wien

Maddalena Hirschal im Café: "Husch husch ins Korb"

Wenn Maddalena Hirschal wieder einmal bis spät in der Nacht an den Kostümen für die Lustspielhaus-Produktion "Don Giovanni" gesessen hat, tragen sie ihre Beine wie von selbst zur Brandstätte 9. Ein Abstecher ins Café Korb muss manchmal einfach sein.

Weil die Kellner immer freundlich sind und sich auch gerne die Geschichte anhören, die man unbedingt noch loswerden muss. Weil die Küche ausgesprochen gut ist. Und weil immer etwas los ist.

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Auch die Abschlussfeier des Lustspielhauses vergangenen Herbst hat hier stattgefunden. "Als es dann zu wild wurde, sind wir einfach in den Keller ausgewichen", erzählt Maddalena Hirschal, als der KURIER sie in der Mittagszeit bei Melange und Gugelhupf trifft. Bei der Erinnerung an die Feier muss sie lächeln.

Wilde Widl

Wilde Partys sind in diesem Lokal aber keine Seltenheit. Das liegt wohl an der einzigartigen Kaffeehaus-Chefin Susanne Widl. (Es ist wohl kein Zufall, dass ihr Nachname ein Anagramm von wild ist.) Sie hat als Schauspielerin, Performerin und Avantgardistin nicht nur ihr Kaffeehaus, sondern ganz Wien geprägt. 1980 sorgte sie für einen gesellschaftlichen Skandal, als sie als erste Frau im Frack den Opernball besuchte. Im Juni erscheint nun die Biografie "Widl – "Mein Leben im Spiegel der Medien", die ihr öffentliches Leben für, mit und durch die Medien dokumentiert. In dem Bildband findet sich auch Elfriede Jelineks Schreiben "Husch husch ins Korb", eine Hommage der Schriftstellerin an Widls Kaffeehaus.

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Mit Jelinek und Elfriede Gerstl saß Widl übrigens oft im Korb zusammen – und besprach das große gemeinsame Problem: Ihre Mütter.

Familienbande

Maddalena Hirschal wiederum versteht sich nicht nur sehr gut mit ihren Eltern, sondern arbeitet mit ihrem Vater, Schauspieler Adi Hirschal, oft und gern gemeinsam. "Es ist zwar manchmal anstrengend und wir streiten auch viel", sagt sie. "Aber ich raufe eigentlich gerne mit ihm und merke, dass ich davon profitiere."

Gemeinsam arbeiten Tochter und Vater derzeit etwa im Wiener Lustspielhaus. Tochter Maddalena kümmert sich um die Kostüme; Vater Adi Hirschal führt Regie und übernimmt die Hauptrolle des Don Giovanni (der Held wird in dieser Version jedoch vom 17. Jahrhundert in die Gegenwart versetzt).

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Beide sind auch beim Kultursommer Laxenburg zu sehen. Aufgrund der positiven Rückmeldungen wird das skurrile Songdrama "Ewig jung" wieder aufgenommen. Davor steht Hirschal noch beim Waldviertler Hoftheater mit Stefano Bernardin im Cybermärchen "Oliver 2.0" auf der Bühne und für den Kinofilm "Die Migrantigen" vor der Kamera.

Mit Textproben, Drehtagen und Kostümgestaltung ist Hirschal dieser Tage mehr also eingedeckt. Kein Wunder, dass ihr Kaffeekonsum im Korb derzeit ansteigt.