Chronik/Wien

Lichtermeer für mehr Inklusion am Wiener Ring

Vor etwa genau einem Jahr, am 19. Dezember 2021, traten Tausende Menschen auf die Wiener Ringstraße, um mit Lichtern der Covid-Toten zu gedenken. Heute, ein Jahr später, am 18. Dezember, wiederholt sich dieses Schauspiel – jedoch vor einem anderen Hintergrund.

„Es geht dieses Mal um das Recht auf eine inklusive Gesellschaft, und dieses beinhaltet auch das Recht auf Bildung“, erklärt Initiator Daniel Landau von #Yeswecare. Kognitiv beeinträchtigte Kinder hätten derzeit kein Recht auf das 11. und 12. Bildungsjahr. Dieses müsste extra beantragt werden. „Doch immer mehr dieser Anträge werden abgelehnt, weil es einfach zu wenige Plätze gibt“, schildert Landau das Problem. Deshalb gehe man auf die Straße, „ganz nach dem Motto: Behindert ist, wer behindert wird. Das ist auch als Appell an die Politik zu verstehen.“

Für fünf Minuten

Ab 19 Uhr wird die Polizei dafür den Verkehr am Ring fünf Minuten lang still stehen lassen. „Nach einem Zeichen werden wir alle gemeinsam die Fahrbahn betreten und Schweigeminuten einhalten“, erklärt Landau. Es werde keine Ansprachen geben – nur viele Lichter. „Jeder soll eine Kerze mitbringen oder das Handylicht einschalten, um ein starkes Zeichen zu setzen.“ All jene, die es nicht zum Ring schaffen oder von weiter weg sind, könnten auch eine Kerze ins Fenster stellen, so Landau.

Ein Höhepunkt

Es ist bereits das fünfte Lichtermeer, das in Wien veranstaltet wird. „Nicht vergessen darf man aber auch alle Yeswecare-Veranstaltungen in anderen Städten Österreichs“, sagt Landau. Angemeldet hat er – wie im Vorjahr – 13.000 Personen.

Dass erneut so viele Menschen kommen, glaubt er aber nicht. „Vergangenes Jahr hatten um diese Zeit alle Theater und Restaurants geschlossen. Das Lichtermeer war damit so etwas wie ein gesellschaftlicher Höhepunkt.“