Chronik/Wien

Lesetest: Förderung zeigt langsam Wirkung

Die Ergebnisse des 3. Wiener Lesetests zeigen erstmals leichte Verbesserungen im Vergleich zum Vorjahr. Kommenden Montag werden die Resultate den Schülern und Lehrern präsentiert.

Ziel des Wiener Lesetests ist es, den Wissenstand der Schüler aufzuzeigen und somit Kindern aber auch den Lehrern eine Orientierungshilfe zu bieten. Eingeführt wurden die Tests als Reaktion auf die ernüchternden Ergebnisse der PISA-Studie 2009. Damals landete Österreich im Bereich Lesen innerhalb der OECD-Länder auf Platz 31 von 34.

Im Gegensatz zu den PISA-Studien – bei denen Wissensstände nur stichprobenartig erhoben werden – werden bei den Lesetests alle Wiener Schüler der jeweiligen Schulstufe geprüft. Diesmal wurden insgesamt rund 15.000 Schüler der 4. Klasse Volksschule und 16.000 Schüler der 4. Klassen AHS bzw. Hauptschule getestet.

Die Ergebnisse fielen für beide Gruppen relativ ähnlich aus. Knapp 40 Prozent der Schüler sind „lesestark“, etwa 20 Prozent gehören der schwächsten Gruppe an.

Bei den Volksschülern verringert sich der Anteil der sehr schwachen Schüler um zwei Prozent. Gleichzeitig hat sich Zahl der lesestarken Schüler um 2 Prozent erhöht.

Zusätzlich gab es 2787 Nachtests. Jene Schüler, die beim Test im Jahr 2012 besonders schlecht abschnitten erhielten eine Spezialförderung. Die sogenannte „SOKO Lesen Wien“ begann mit einer „Startwoche Lesen“. Darauf folgten monatelange Intensivkurse mit je vier Stunden pro Woche. Das Ergebnis: Knapp zwei Drittel der Schüler erhielten bei den Nachtests deutlich bessere Ergebnisse und sind nicht mehr als Risikoschüler anzusehen.

Reaktionen

Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl betont, dass Leseförderung ein Schwerpunkt im Wiener Schulwesen bleibt. Denn: „So lange es schlechte Leser gibt, so lange dürfen wir nicht zufrieden sein“.

Germanistik-Professor Stefan Krammer von der Universität Wien spricht dem Wiener Stadtschulrat zwar ein großes Lob für die vielseitigen Initiativen aus. Gleichzeitig sieht er noch viel Nachholbedarf: „Es wäre wünschenswert, wenn Leseförderung nicht nur Aufgabe der Deutschlehrer, sondern aller Fachlehrer wäre.“ Lesestrategien und Lesetechniken müssten verstärkt vermittelt werden, so der Experte.

Auch Claudia Schreiner vom Bundesinstitut für Bildungsforschung, Innovation und Entwicklung (bifie) sieht weiteren Handlungsbedarf. Sie ist für die Durchführung der Lesetests zuständig und plädiert für die Ganztagsschule. Eine Erkenntnis, die aus den Test gezogen werden könne, sei der Zusammenhang zwischen Lesekompetenz und sozialem Umfeld und Elternhaus.

„Diesen Einflussfaktor könnte man durch Ganztagsschulen reduzieren“, sagt Schreiner. „Denn dadurch könnte man die Schüler nicht nur während der Unterrichtszeit, sondern auch in der Übungsphase betreuen.“