Chronik/Wien

Krankenhaus-Nord-Desaster: "Janßen und Balazs waren zu schwach"

Die U-Kommission zum Wiener Krankenhaus Nord war am Freitag von einem gewissen Dejavu-Faktor geprägt: Denn am Programm stand die Befragung von Zeugen, die allesamt schon einmal vor dem Gremium ausgesagt hatten. Den Beginn machte Ex-KAV-Chef Wilhelm Marhold. Er bekräftigte, dass der Spitalsbau zu seiner Zeit noch voll im Zeit- und Kostenrahmen gewesen sei und ortete Schwäche bei seinen Nachfolgern.

„Das Projekt ist zum Zeitpunkt meines Ausscheidens am 12. Dezember 2013 im Kosten- und Zeitplan gelegen“, betonte der frühere Generaldirektor des Krankenanstaltenverbunds in der Untersuchungskommission gleich mehrmals wie diese Woche schon im KURIER.

Marhold zitierte als Beleg dafür u.a. aus dem damaligen Sitzungsprotokoll des KAV-Aufsichtsgremiums. Der Grund: „Wir hatten ein sehr strenges und straffes Bauherrenmanagement.“ Die begleitende Kontrolle habe regelmäßig über Risiken und Abweichungen informiert, auf diese sei dann prompt reagiert worden. Das sei ihm auch wichtig gewesen, „denn jeder Häuslbauer weiß, dass man dahinter sein muss“.

Die begleitende Kontrolle habe im November 2013 außerdem eine Kostenabschätzung abgegeben, wonach das Großspital im Bestfall 814,512.349 Euro und im schlechtesten Fall 838,628.783 Euro zu Buche schlagen würde - exklusive Baukostenindex und Finanzierungskosten. Das entspreche den stets nach außen kommunizierten 825 Mio. Euro, so Marhold.

Probleme bezüglich Zeit- und Kostenrahmen seien erst nach seinem Ausscheiden aus dem KAV aufgetreten. So habe die Stadt 2014 die Bauherrenrolle gestärkt, „als klar war, dass Janßen und Balazs zu schwach waren“. Gemeint sind damit Marholds Nachfolger als Generaldirektor, Udo Janßen, sowie dessen Stellverteter Thomas Balazs. Wobei der Ex-Chef anmerkte, dass diese Feststellung „nicht meine persönliche Meinung oder ein Groll“ sei: „Aber wenn ich was verstärken muss, dann war es vorher schwach.“

Pleite der Fassadenfirma

Freilich verhehlte Marhold nicht, dass zu jener Zeit das Großprojekt bereits mit der Pleite der Fassadenfirma konfrontiert war und „das Werkl“ somit gestanden sei. Soweit ihm berichtet worden sei, habe Maximillian Koblmüller aber geraten, die Fassadenteile zu kaufen und somit der Firma zu ermöglichen weiterzubauen. Dies sei aber nicht geschehen.

Koblmüller war unter Marhold als Vize-Generaldirektor für das KH Nord verantwortlich, wurde allerdings noch vor dem Abgang seines Chefs von der damaligen Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) nicht mehr verlängert. Marhold hatte bei seiner ersten Befragung in der U-Kommission im Sommer 2018 diese Entscheidung damit verglichen, als hätte man dem Projektmanagement den Kopf abgeschlagen. Danach war Koblmüller allerdings noch eine Zeit lang beratend tätig.

Er verstehe bezüglich des Fassadenvorschlags Koblmüllers die Zurückhaltung Wehselys: „Sie hätte sich vorwerfen lassen müssen, mit Steuergeld eine marode Firma zu retten. Aber in der Sache ist es mir völlig unverständlich, dass man diesem Vorschlag nicht nachgekommen ist.“ Offenbar habe das Management - also Janßen und Balazs - Wehsely die Sache „nicht gescheit erklärt“.

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Wehsely im Zeugenstand

Neben Marhold müssen heute außerdem der KH Nord-Architekt Albert Wimmer sowie Wehsely selbst noch einmal dem Gremium Frage und Antwort stehen. Letztere hatte bei ihrem ersten Kommissionsauftritt im November die „operative Verantwortung“ klar von sich gewiesen: „Dafür gibt es ein Management, das dafür eingesetzt und bezahlt wird“, sagte sie. Wobei sie in Sachen Personalentscheidungen durchaus einen Hauch Selbstkritik an den Tag legte. „Selbstverständlich habe ich das Auswahlverschulden für die Führungskräfte“, räumte sie damals ein.