Chronik/Wien

Kinderuni Wien: Wenn Studenten urlauben, studieren die Kinder

Von Maximilian Gruber

Schallendes Klopfen im vollen Vorlesungssaal. Normalerweise ein gewohntes Geräusch an der Universität Wien. Doch auffällig oft hört man diesmal ein unerfahrenes Klatschen, das sich unter das Klopfen mischt. Und es ist Sommer. Alle Studierende tragen außerdem die gleichen T-Shirts in türkisgrün. Darüber hinaus wirken sie viel zu jung. Was machen Kinder an der Uni?

„Von wegen viel zu jung“, so hätten wohl alle Anwesenden bei der Eröffnung der Kinderuni Wien am Montag protestiert. Und von wegen vorlesungsfreie Zeit im Sommer. Während Studierende im Urlaub am Strand liegen oder Ferialjobs machen, sind die Hörsäle der Universität nicht leer. Im Gegenteil, hier füllen in den kommenden zwei Juli-Wochen Kinder in grünen T-Shirts die Räumlichkeiten. Während ihrer Sommerferien möchten sie studieren. Wie die Großen.

Sieben- bis zwölfjährige Schülerinnen und Schüler können heuer in 344 Vorlesungen, Seminaren und Workshops Uni-Luft schnuppern. Das kostenlose Programm der Kinderuni Wien 2024 teilt sich auf sieben Hochschulen auf. Am Campus der Uni Wien tauchen sie in die Welt der Wissenschaft ein. Lehrveranstaltungen an der TU, der Boku, der WU, der Medizinischen sowie der Veterinärmedizinischen Universität und der FH Campus Wien ergänzen das Programm.

Rekordanmeldungen

4.504 Kinder sind laut Veranstalter für die 22. Ausgabe der KinderuniWien angemeldet, so viele gab es seit dem Beginn 2003 noch nie. Ein Schnupper-Studierender darf sich für bis zu drei Workshops und vier Seminare und Vorlesungen anmelden, wie „Sagen eigentlich immer alle vor Gericht die Wahrheit?“ oder „Nützliches aus Plastikmüll“. Die Themen gehen von Partizipation über Klima und Wirtschaft bis hin zu Sprachenvielfalt. 

Prüfungen sind hier genauso verboten wie Erwachsene, diese dürfen die Kinder nur hinbringen und abholen. Damit die Eltern der jungen Lernenden aber nicht allzu traurig sind: In drei Veranstaltungen erfahren sie, wie sie mit ihren Kindern in der digitalen Welt oder mit Taschengeld umgehen sollen. 

„Die Kinderuni soll den Kindern Wissenschaft und Forschung näherbringen“, sagte Bildungsminister Martin Polaschek, nachdem er mit Uni-Wien-Rektor Sebastian Schütze, Kinderuni-Gründerin Karoline Iber und einigen Kindern das rote Band durchschnitten hatte. Es gehe darum, auch jene Kinder zu erreichen, die bisher wenige Berührungspunkte mit Universitäten hatten.

Abgeschlossen wird die Kinderuni auch heuer mit einer Sponsion, auf die kleinen Studierenden in grünen T-Shirts warten Urkunden. Uni-Luft haben sie dann genug geschnuppert. Nun beginnt auch ihre vorlesungsfreie Zeit . Vielleicht wartet ja Meeresluft auf sie, wenn sie sich zu den Großen an den Strand gesellen.