Chronik/Wien

Langjähriger Wiener Polizei-Präsident verstorben

Die Wiener Polizei trauert um ihren langjährigen Präsidenten Karl Reidinger. In seine Amtszeit waren geschichtsträchtige Ereignisse wie der OPEC-Überfall 1975 und der Reichsbrücken-Einsturz 1976 gefallen. "Besonders auf Reidinger geht der 'goldene Wiener Weg', das Bemühen um den Dialog zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten, zurück", so die Polizei am Samstag in einer Aussendung.

Reidinger, von 1973 bis 1988 Wiener Polizeipräsident, starb am Freitagabend im Alter von 92 Jahren. Geboren wurde er 1922 in Wiener Neustadt, 1948 trat er als Beamter in die Bundespolizeidirektion Wien ein. 1971 wurde der Polizeijurist zum Leiter der Wiener Staatspolizei bestellt und 1973 durch den damaligen Innenminister Otto Rösch (SPÖ) zum Polizeipräsidenten ernannt.

Eine Reihe von Großereignissen stellten während der Amtszeit Reidingers die Wiener Polizei vor besonderen Anforderungen, etwa 1979 die Unterzeichnung des SALT II-Vertrages durch Jimmy Carter und Leonid Breschnjew, der Terroranschlag 1981 auf den Stadttempel und ab 1984 das jährliche Donauinselfest. "Seine Person ist auch mit maßgeblichen technischen Erneuerungen verknüpft. So war sein unmittelbarer Verdienst die Einführung des damals revolutionären EDV-gestützten Fahndungssystems 'ADONIS'", heißt es im Nachruf.

Für seine Verdienste bekam Reidinger höchste österreichische und internationale Auszeichnungen. Außerhalb seiner Arbeit zeichnete Reidinger die Liebe zur Jagd und zum Fußball aus. Er war Landesjägermeister-Stellvertreter von Wien und Niederösterreich sowie Vorstandsmitglied der Wiener Austria. Der amtierende Wiener Landespolizeipräsident Gerhard Pürstl bezeichnete seinen Vorgänger am Samstag als Vorbild für ihn selbst.