Chronik/Wien

Juwelier-Raub: Auto als Rammbock verwendet

Es war ein Anruf, der Silvia Brandstetter lieber erspart geblieben wäre. Am Sonntag um 5.43 Uhr wurde die Schmuckhändlerin von ihrem klingelnden Handy aus dem Schlaf gerissen. Am Apparat: Die Alarmanlage ihres Schmuckgeschäfts, die automatisch einen Warnruf an die Polizei und an Brandstetter abgesetzt hatte.

Minuten später sah die 51-Jährige auch den Grund für den Weckruf: Ihr Geschäft in der Taborstraße in Wien-Leopoldstadt war Schauplatz eines spektakulären Coups geworden. Mit einem gestohlenen Mercedes hatten zwei Einbrecher die Auslagenscheibe gerammt und sich dann bedient. Die Täter erbeuteten Goldringe und Uhren im Wert von ungefähr 60.000 Euro.

„Ich bin seit 27 Jahren im Geschäft. Nach dem zehnten Vorfall hab' ich aufgehört zu zählen", erzählt Brandstetter. „Aber in diesem Stil gab es das bei uns noch nicht." Das Duo hatte den Mercedes als Rammbock eingesetzt – und war am vier Zentimeter dicken Panzerglas gescheitert. „Bisher ist es nur vier Mal gelungen, die Sicherheitsbarrieren zu überwinden", sagt Brandstetter.

Vorschlaghammer

Am Sonntag folgte das fünfte Mal: Ein Täter fuhr den Wagen zurück, der zweite drosch mit einem Vorschlaghammer auf das Sicherheitsglas, bis es samt Rahmen herausbrach. Dann zerschlug das Duo Vitrinen, sackte Ringe und Uhren ein. Die Flucht gelang den beiden mit einem zweiten Auto, das in Mistelbach (NÖ) gestohlen worden war und gleich vis-à-vis des Geschäftes parkte.

Brandstetter: „Es ist ärgerlich. Es gehen Stunden an Arbeit drauf, für die Inventur, die Reparatur, und dann wird auch die Versicherung teurer." Die Tatortgruppe des Wiener Landeskriminalamtes konnte allerdings Spuren sichern. Ein Nachbar hat zudem einige Szenen des Einbruchs gefilmt. Somit erfuhr die Polizei das Kennzeichen des beigen Mercedes 300D, mit dem beide flüchteten (MI 417 AX).

Hinweise an: 01/31310-33800. Der Einbruch war übrigens bereits der zwölfte Juwelier-Coup in Wien in diesem Jahr.