Chronik/Wien

Juwelier von zwei Bewaffneten überfallen

„Die Zahl der Juwelierüberfälle wird mittelfristig leider nicht abnehmen“, sagte Oberstleutnant Robert Klug vom Wiener Landeskriminalamt erst vor wenigen Tagen. Am Mittwoch, gegen 10 Uhr, war es wieder so weit: Der Juwelier Zach in der Ennsgasse (Leopoldstadt) wurde bereits zum dritten Mal innerhalb eines knappen Jahres überfallen. Zwei unbekannte Täter bedrohten den 70-jährigen Geschäftsinhaber mit einer Pistole und einem Messer. Sie forderten „Geld, Geld, Geld!“ Mit Ringen, Goldketten und Bargeld gelang dem Duo anschließend per Fahrrad die Flucht.

Es handelte sich um den vierten Überfall des Jahres. Das sind genauso viele Raubzüge wie 2012 zu diesem Zeitpunkt. Somit könnten es auch heuer am Jahresende wieder 27 Coups bei Juwelieren werden. Dass es in einem Fall bei einem Versuch blieb ist dem ÖBB-Verschubarbeiter Gerald F. zu verdanken.

Er hatte beim Überfall auf den Juwelier Ellert am Stephansplatz einem Räuber die Beute aus der Hand gerissen. Der 43-jährige wurde deshalb am Dienstag mit dem (mit 10.000 Euro dotierten) Löwen-Award ausgezeichnet. Im KURIER-Interview schildert er erstmals die dramatischen Ereignisse von vor zwei Monaten:

KURIER: Warum haben Sie bei dem Überfall eingegriffen?
Gerald F.:
Ich wollte eigentlich Kurzparkscheine kaufen in der Trafik daneben. Erst bin ich weitergegangen, weil ich Angst hatte, dass da ein Schuss fällt. Dann dachte ich mir aber: Warum macht denn da keiner etwas? In die Trafik habe ich gerufen, dass jemand die Polizei rufen soll. Mir zitterten die Hände. Als Antwort kam von der Trafikantin aber nur: ,Haben’s ka Handy?‘

Was ist dann passiert?
Den ersten Täter habe ich gar nicht mitbekommen, die zwei anderen bin ich dann die Stufen zur U-Bahn nachgerannt. Bei der Rolltreppe habe ich einen dann in die Ecke getrieben. Der hat keinen Ton von sich gegeben. Ich war total entschlossen und das hat ihm Angst gemacht.

Wie haben Sie ihm dann die Beute abgenommen?
Ich habe ihm mit der flachen Hand auf den Hinterkopf gehauen und ihm die Jacke runtergezogen. Er war ja auch einen Kopf kleiner als ich. Dann habe ich die Tasche genommen, bin raufgegangen zum Herrn Ellert und habe gefragt: Seid ihr gerade überfallen worden? Ich hätte da die Tasche von denen. Sie haben nur gerufen: ,Sie sind ein Held, ein Held, ein Held.‘ Ich finde aber nicht, dass ich ein Held bin.

Was werden Sie mit der Belohnung machen?
Zunächst kommt das Geld aufs Konto. Ein Auto wäre aber schon sehr schön.

Gerald F. bat darum, so lange anonym zu bleiben, bis die Täter verhaftet sind.