Juraczka als ÖVP-Wien-Obmann
Von Gerhard Krause
Fast vier Monate lang war der Obmannsessel der Wiener ÖVP nur provisorisch besetzt. Nach dem überraschenden Abgang der glücklosen Christine Marek Anfang September hatte Nationalrätin Gabi Tamandl die Partei interimsmäßig geleitet und versprochen, bis Weihnachten einen neuen Obmann zu präsentieren. Montagabend sollte es dann soweit sein: Mit Manfred Juraczka, nicht amtsführender Stadtrat der ÖVP, wurde ein logischer Nachfolger gefunden.
Juraczkas Bilderbuchkarriere begann nach den Wahlen 2010. Er musste damals zwar sein Mandat als Bezirksvize in Hernals der FPÖ überlassen, mit dem Wechsel von Wolfgang Gerstl in den Nationalrat bekam der Vertriebsmanager aber einen lukrativen Ausgleich: Er hängte seinen Job an den Nagel und widmete sich als Stadtrat voll und ganz der Politik.
Die Suche nach einem Wunderwuzzi für die ÖVP war langwierig. Der stets braun gebrannte Familienvater aus dem ÖAAB ist als Nachfolger für Christine Marek aber schon sehr früh gehandelt worden. Er galt als logischer Kandidat, nachdem der Senkrechtstarter Staatssekretär Sebastian Kurz den Obmannjob definitiv ausgeschlossen hatte.
Lange Suche
Die Versuche des Wirtschaftsbundes, den Obmann der Partei stellen zu können, sind in der Folge aber an den Kandidaten gescheitert. So waren etwa Staatssekretär Wolfgang Waldner, der Ex-Böhler-Manager Claus Raidl, VP-Europaparlamentarier Othmar Karas und sogar Seniorenbundchef Andreas Kohl ins Gespräch gekommen, sie haben aber allesamt abgewunken. Blieb einzig Manfred Juraczka übrig.
Juraczka präsentierte vor seiner Bestellung im Parteivorstand am Montag noch einige Bedingungen: Etwa das Team betreffend, mit dem er die Partei aus der Krise führen will.
Denn zu tun gibt es für Juraczka und sein Team noch genug: Da geht es etwa auch um die Nachfolger der alten Parteigranden in den ÖVP-Bezirken Innere Stadt, Hietzing, Währing und Döbling. Hier sind die Bezirkskaiser rund um 70 Jahre alt und die Blutauffrischung ist längst überfällig. Bis zur nächsten Wahl im Jahr 2015 ist ein Wechsel fix vereinbart.
Juraczka muss der Stadtpartei aber auch noch eine neue Ausrichtung geben und sie für die Wiener wieder wählbar machen: Unter Erhard Busek durfte man sich noch über 37 Prozent Zuspruch freuen. Bei den Wahlen 2010 machten nur noch 13 Prozent der Wähler ein Kreuz bei den Stadtschwarzen. Seit dem Austritt des VP-Abgeordneten Wolfgang Aigner ist der ÖVP-Klub sogar auf 12 Mandatare geschrumpft.
Der Parteivorstand trat unter der Leitung der geschäftsführenden Obfrau Gabriele Tamandl zusammen. Sie soll die Geschäfte auch weiterführen, bis der neue Obmannkandidat Manfred Juraczka dann bei einem Parteitag im Frühjahr 2012 offiziell gewählt wird.
-
Hauptartikel
-
Kommentar