Journalisten-Verbot bei Flüchtlingen
Von Nihad Amara
Journalisten haben dazu beigetragen, den Protest der Flüchtlinge zu dem zu machen, was er ist – zu einem öffentlichen Aufschrei. Nunmehr dürfen Medienvertreter nicht mehr in die Wiener Votivkirche. Verfügt hat das der Pfarrer, der gestern nicht zu erreichen war. In seiner Kanzlei heißt es knapp: „Weil jetzt versucht wird, die Sache zu lösen.“ In der Erzdiözese Wien verweist man auf den Pfarrer: „Er ist der Hausherr.“ Der Sprecher betont aber, die Kirche sei weiterhin solidarisch mit den Flüchtlingen und gegenüber ihren Anliegen.
Vertreter der Caritas, andere NGOs sowie Rechtsberater haben jedenfalls einen längeren Atem. Sie verhandeln täglich mit den verzweifelten Männern, die seit Wochen im Gotteshaus campieren.
„Irrational“
Ein Verhandler, der namentlich nicht genannt werden will, beschreibt die Gespräche als „irrational und verwirrend“. Es herrsche „Bunkerstimmung“ in der Kirche. Die Situation beschreibt er so: „Die Flüchtlinge wissen, dass sie so nicht weiterkönnen. Sie können aber einfach nicht anders.“ In der Kirche verkündeten indes die 60 Männer, ihren Hungerstreik auszusetzen. Claus Schwertner von der Caritas ist darüber erleichtert: „In den letzten sieben bis zehn Tagen hat sich ihre Situation teils dramatisch verschlechtert.“ Es sei ein erster Schritt, ein zweiter, eine Übersiedlung, könnte folgen.
Und die Flüchtlinge? Sie wollen über weitere „wichtige und positive Schritte“ in den nächsten Tagen beraten, erklärte Mir Jihangir der APA.
Die Caritas bot den Kirchenbesetzern die Übersiedlung ins Servitenkloster an. Jene drei Männer, die am Sonntag auszogen, kamen in anderen Quartieren unter. Sie könnten sich so, heißt es seitens der Caritas, am Asylverfahren beteiligen. Denn diese laufen bei allen weiter. Die fehlende Mitwirkung einiger Flüchtlinge hatte bereits negative Folgen: Zu den 22 Männern, die beim Einzug in die Kirche einen negativen Bescheid hatten, kamen vier weitere hinzu.
Nicht nur in Wien, auch in Berlin, Amsterdam, Den Haag und Lille richteten Flüchtlinge Camps ein und verweigerten die Nahrungsaufnahme. Lösungen sind auch dort nicht in Sicht.