Jetzt erst Knecht: Cheers, Chelsea!
Von Doris Knecht
Gut, weil das Chelsea eine wesentliche und wegweisende musikalische Institution in Wien war und bleibt, ein lässiger Treffpunkt, ein feiner Ort. Minder gut, weil es einen wieder einmal daran erinnert, wie alt man selbst schon sein muss, wenn es das Chelsea schon 25 Jahre gibt.
Denn dort war man Gast von Beginn an. Deswegen war man ja nach Wien gezogen, wegen solcher Orte: Die Orte mit den coolen Leuten und der richtigen Musik, die damals Identifikation und Abgrenzung bedeutete. Im Chelsea konnte meinereine unter so ungefähr ihresgleichen trinken, DJs hochfrequent mit der Frage quälen, was das bitte Tolles sei und vor allem gute Bands – über 2200 sind im Chelsea im Laufe der Jahre aufgetreten – live und laut hören. Wie Chelsea-Wirt Othmar Bajlicz dem Falter über die Anfänge erzählte: „Die Konzerte hat man an der Bar vereinbart. Es hat noch keine Handys gegeben, kein Internet, aber es hat sich unglaublich schnell herumgesprochen, dass es da jetzt einen Ort gibt.“
Auch wenn man heutzutage nur noch sporadisch im Chelsea anzutreffen ist: Man bleibt verbunden. Wobei ich mich tatsächlich an keinen einzigen Abend im Chelsea vollständig erinnern kann. Meine Chelsea-Zeit besteht aus Hunderten Erinnerungssplittern: an großartige Konzerte wie das der Goldenen Zitronen oder Soundgarden im alten Chelsea in der Piaristengasse, und an das ebendortige Semi-Debakel mit der eigenen Band. An Vic Chestnut, FSK oder Austrofred am Gürtel. An Montagabende, an denen ich manchmal mit Resident-DJ Chris Duller auflegte. An Fluchten vor den Fußball-Abenden, ohne die für Ex-Fußballer Bajlicz ein eigenes Lokal unvorstellbar gewesen wäre. An zahllose weiße Spritzer, die mir die wunderbare Barfrau Tina im Lauf eines Vierteljahrhunderts über die Bar serviert hat. Mögen es noch viele weitere werden, zu noch einmal so viel guter Live-Musik: Cheers, Chelsea: auf die nächsten 25 Jahre.