Chronik/Wien

Im Galopp zu Würstel und Schnitzel

Meist sind Reiter mit der Betreuung eines Pferdes gut ausgelastet. Bereiter Florian Zimmermann hat gleich sechs Pferde, die er täglich trainiert. Und wenn er mit seinem Dienst in der Hofreitschule fertig ist, bewegt er oft noch die eigenen Pferde zu Hause. Reitlimit? Gibt es für Zimmermann keines.

Wenn er am Abend dann die Reitkleidung ablegt, hat er zwar großen Hunger, Lust und Zeit zu kochen aber selten. Lieber besucht er ein Restaurant – erst kürzlich hat er neues Lokal für sich entdeckt: Das Lugeck, das jüngste Projekt der Familie Figlmüller.

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Im denkmalgeschützten Regensburger Hof gibt es in gemütlichen, hellen Räumen seit knapp einem halben Jahr Wiener Wirtshausküche. Beim Eintreten fällt der Blick auf die pastellfarbigen Emailtafeln, die wie Fliesen wirken, und auf die massive Eichenholzstiege, die die Gäste in den ersten Stock lockt.

Es ist das vierte Restaurant, das Thomas und Hans Figlmüller in dem Grätzel eröffneten. Das Joma (ein weiteres Lokal von ihnen) kann Zimmermann von seinem Platz im ersten Stock fast sehen.

Dreierlei Würstel

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Jetzt studiert Zimmermann aber gerade die Speisekarte. Neben dem klassischen Schnitzel gibt es auch Tartar vom Seesaibling oder den Wirtshaus Burger (Kalbsschnitzel im Wachauer Weckerl). Allzu schwer sollte die Speise nicht sein – schließlich muss Zimmermann um 19 Uhr noch in der Abendvorstellung reiten. Also nur ein Snack: Das "Dreierlei vom Würstelstand" mit Chili-, Brezel- und Trüffelwürstel (um 9 €).

Keine Reiterfahrung

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Florian Zimmermann ist wohl einer der einzigen Bereiter, der vor Beginn seiner Ausbildung noch nie auf einem Pferd gesessen ist. Ein Freund seiner Familie war Oberbereiter und Zimmermann von den Geschichten so begeistert, dass er keinen anderen Job mehr machen wollte – bis heute nicht. Einzig das frühe Aufstehen ist für ihn ein Problem. Aber das Zuspätkommen wurde ihm als Bereiteranwärter bald ausgetrieben: Wer nämlich zu spät kommt, der wird zu einem Monat Stalldienst verdammt. Und das bedeutet noch eine Stunde früher Aufstehen. Diese Erfahrungen liegen mittlerweile Jahre zurück. Mittlerweile ist Florian Zimmermann Bereiter.
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Während er das letzte Stückchen Würstel in den Edelmärzensenf tunkt, ist er gedanklich weniger bei der Abendarbeit als bei den Jubiläumsvorführungen dieses Wochenende. Nervös? Ist er natürlich. Aber lange nicht so nervös wie bei seiner ersten Vorstellung in der Schulquadrille. "Da war ich ein paar Stunden davor nicht mehr ansprechbar", sagt Zimmermann und wirft doch noch einen Blick in die Dessertkarte. Vielleicht die Topfenknödeln mit Marillenröster? Immerhin sind es noch drei Stunden bis zum Dienst.