Chronik/Wien

Der "Opernmord" erschütterte ganz Österreich

Heute vor 50 Jahren, am 12. März 1963, ereignete sich in der Wiener Staatsoper eines der aufsehenerregendsten Verbrechen der österreichischen Kriminalgeschichte. Kurz vor Beginn der Vorstellung von Wagners „Walküre“ erhielt die Polizei die Verständigung, dass im Duschraum der Damengarderobe die elfjährige Ballettelevin Dagmar Fuhrich tot aufgefunden wurde. Der Täter, der das Kind mit 34 Messerstichen ermordet hatte, war entkommen.

Der Polizeipräsident

Ganz Österreich nahm Anteil an der Tat – wohl auch, weil nie zuvor ein Mord an so prominenter Adresse geschehen war. Wiens Polizeipräsident Josef Holaubek kam in die Oper und erklärte, dass man mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln nach dem Mörder fahnden würde. In den folgenden Wochen wurden 14.000 Alibi-Überprüfungen und Vernehmungen durchgeführt. Vorerst ohne eine konkrete Spur zu finden.

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Drei Monate später wurden in der Wiener Innenstadt drei Frauen durch Messerattentate verletzt. Als ein Opfer laut um Hilfe schrie, gelang es einem Polizisten, den 33-jährigen Josef Weinwurm festzunehmen. Er war wegen Diebstahls, aber nicht als Triebtäter vorbestraft und wurde in langen Verhören als „Opernmörder“ überführt.

Als Grund für das Verbrechen gab der Täter im Prozess im Wiener Landesgericht an, dass er nach einem Streit mit seiner Mutter aggressiv geworden und in diesem Zustand zur Staatsoper gefahren sei. In dem Gebäude fand er sich gut zurecht, da er bereits des Öfteren unbemerkt in die Damengarderobe geschlichen war. Weinwurm wurde von Psychiatern als „krankhafter Frauenhasser“ eingestuft, der zur Tatzeit jedoch voll zurechnungsfähig war. Zu lebenslanger Haft verurteilt, starb er 2004 in der Strafanstalt Stein.

Zu Dagmar Fuhrichs Begräbnis am Grinzinger Friedhof kamen mehr als 10.000 Menschen, unter ihnen Herbert von Karajan, der der Familie als Direktor der Wiener Staatsoper sein Beileid aussprach. „Dagmar war ein heiteres, gutmütiges und ehrgeiziges Mädchen“, erinnert sich die einzige noch lebende Angehörige, ihre heute 66-jährige Schwester Sylvia Eidler. „Es war ihr sehnlichster Wunsch, einmal Primaballerina zu werden.“

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Nie verkraftet

Die Familie hat sich nie von dem Schock erholt, ihr Kind auf so grauenvolle Weise verloren zu haben. „Der Täter hat nicht nur Dagmar ermordet“, erklärt ihre Schwester, „sondern meine ganze Familie. Sowohl meine Mutter als auch meine Großmutter unternahmen Selbstmordversuche. Sie konnten zwar gerettet werden, lebten aber mit schweren Depressionen weiter. Und mein Vater starb 1972 im Alter von 49 Jahren an Krebs. Ich bin überzeugt davon, dass die Krankheit die Folge dieser Tat war.“

Dagmar Fuhrich, der nur ein elfjähriges Leben beschieden war, wäre 61 Jahre alt.