Chronik/Wien

Heckenschützen: Opfer fordert Strafen

Die Wienerin Lucia N. radelte gerade vom Büro nach Hause, als sie einen Knall hörte und einen heftigen Schmerz an ihrer linken Schulter spürte. Sie wusste sofort: Das war ein Schuss. „Dass so etwas in Wien passieren kann“, versetzte ihr doch einen gehörigen Schock. Passiert ist das am 15. September des vorigen Jahres. Die Exportmanagerin ist eines von 17 verletzten Opfern der beiden jungen Heckenschützen, die damals tagelang mit Luftdruckpistolen aus einem fahrenden Auto auf Passanten, Auto- und Radfahrer schossen. Am Freitag sitzen Lukas G., 20, und Raphael R., 21, wegen schwerer Körperverletzung und Sachbeschädigung im Wiener Landesgericht auf der Anklagebank.

Die Opfer, darunter Lucia N., kommen in den Zeugenstand. „Mir hat das gereicht. Und ich hoffe nur, dass das nicht auf die leichte Schulter genommen wird“, sagt die Frau im Gespräch mit dem KURIER: „Aber genau das befürchte ich. Es könnte heißen, es ist ja nichts Weltbewegendes passiert, warum soll man dafür jemanden bestrafen? Aber das wäre nicht gut, auch für die beiden Jungs nicht. Wenn die ohne Strafe davonkommen, denken sich andere: Wir versuchen das auch. Einfach aus Langeweile. Oder etwas noch Schlimmeres.“

Gefängnis?

Soll man die Burschen einsperren? 51 Tage sind sie bereits hinter Gittern gesessen. Theoretisch drohen den Schützen bis zu drei Jahre Haft. „Nein, Gefängnis ist auch nicht zielführend“, sagt Lucia N.: „Da kommen sie mit Menschen in Kontakt, die größere Sachen gemacht haben. Und die sind eh schon labil genug. Aber irgendeine Strafe sollte schon sein.“ Nachsatz: „Gemeinnützige Arbeit zum Beispiel.“ Die Untersuchungshaft war für Raphael R. (Verteidigung Normann Hofstätter) eine „Lehre fürs Leben“, wie der 21-Jährige nach seiner Entlassung sagte. Er lebt, wie sein Schulfreund Lukas, noch daheim bei den Eltern und macht demnächst seinen Lehrabschluss. Die Schüsse feuerten die Burschen übrigens aus dem Auto von Raphaels Mutter ab. Die kann den Wagen seither „gar nicht mehr anschauen“.