Hatte toter Rekrut einen Herzfehler?
Von Daniel Melcher
Bei dem im August verstorbenen Rekruten Toni P. sollen bei der Musterung am 29. Jänner 2015 "Herzprobleme" festgestellt worden sein, das berichtet der Standard. Der Wiener habe bei einem EKG Abnormitäten aufgewiesen. In den Stellungsunterlagen hätte deshalb der Truppenarzt "abnorme Ergebnisse von kardiovaskulären Funktionsprüfungen" vermerkt. Der Mediziner soll außerdem bei dem damals 17-Jährigen "adipös" (übergewichtig, Anm.) notiert haben.
Rechtliche Schritte
Auf KURIER–Anfrage betont Heeressprecher Michael Bauer, dass man zu "personenbezogenen Gesundheitsdaten" keine Auskunft gebe. "Hier (mit dem Medienbericht, Anm.) hat man eindeutig eine Grenze überschritten", sagt Bauer. Deshalb werde man gegen die Veröffentlichung rechtlich vorgehen. Das Verteidigungsministerium hat bereits eine Anzeige gegen unbekannt "wegen dem Verstoß gegen den Datenschutz" gemacht.
Fotos von Toni P. aus seiner Schulzeit im November 2016 – acht Monate vor dem Einrücktermin – zeigen kein adipöses, sondern ein recht sportliches Bild des jungen Mannes: Der Schüler steht neben Klassenkameraden, fällt durch seine breiten Schultern und seinen muskulösen Körper auf.
Am 10. Juli 2017, dem Einrücktag, musste er sich noch einmal einem medizinischen Check unterziehen. Ein normales Prozedere, das jeden Rekruten erwartet. An dem besagten Tag habe er 15 Kilogramm weniger als bei der Musterung gewogen. Er hatte bei einer Größe von 1,92 Meter ein Körpergewicht von 115 Kilogramm.
Dass der junge Wiener innerhalb der zweieinhalb Jahren abnahm, könnte auf eine angestrebte Karriere beim Bundesheer hinweisen. Denn wie einige Kameraden aussagten, wollte Toni P. Berufssoldat werden.
Erneut hohe Werte
Fakt ist, dass der damals 17-Jährige bei der Musterung die Wertungsziffer fünf – von neun möglichen – erhielt. Bei der zweiten Untersuchung wurde ihm dann die Wertungsziffer acht gegeben. Und das obwohl es bei Toni P. erneut Auffälligkeiten gegeben haben soll. Der Wiener soll erhöhte Blutdruckwerte und einen hohen Ruhepuls gehabt haben. Laut Bundesheer könnte das darauf zurückzuführen sein, dass der damals 19-Jährige das sogenannte "Weißkittelsyndrom" aufwies. Ein bekanntes Phänomen, bei dem Patienten bei einem Arztbesuch einen höheren Puls haben – was meist durch Nervosität ausgelöst wird.
Ob es trotzdem zu Verfehlungen gekommen ist, muss die Staatsanwaltschaft Krems klären. Anfang nächsten Jahres soll dann die Entscheidung fallen, ob es zu einer Anklage kommt oder nicht.