Chronik/Wien

Wien: Rohrbombe war für Ottakring gedacht

Nach der Klärung des Handgranatenmordes von Ottakring, bei dem im Jänner zwei Männer ums Leben gekommen waren, und dem damit zusammenhängenden Fund einer Rohrbombe am Freitag, sind neue Details aufgetaucht: Die geborgene Rohrbombe sollte eigentlich bei der Bluttat in Ottakring eingesetzt werden. Das hat einer der Verdächtigen, der 34-jährige Kristijan H., bei seiner Einvernahme zugegeben.

Die Polizei evakuierte das Wohnhaus in der Erdbergstraße und sperrte die Umgebung. Der Entminungsdienst ging mit äußerster Vorsicht vor und konnte tatsächlich den gefährlichen Gegenstand bergen. Dieser wurde sicherheitshalber um 19.30 Uhr nach Traiskirchen in Niederösterreich gebracht und entschärft. Die Rohrbombe aus einem Stahlrohr, Sprengstoff und Kappen war selbst hergestellt.

Laufende Einvernahmen

Die Verdächtigen sollen noch am Samstag in die Justizanstalt Josefstadt überstellt werden. Die Staatsanwaltschaft wird den Fall prüfen und entsprechende Anträge stellen, worauf innerhalb von 48 Stunden nach der Überstellung über die Haftfrage zu entscheiden sein wird, was noch am Samstag geschehen könnte. Die Beschuldigten würden auch laufend einvernommen.

Bereits am Donnerstag war das Trio festgenommen worden: Zunächst klickten bei Mattighofen (Bezirk Braunau) für den Serben Dejan V. (29) auf offener Straße die Handschellen. Ein Geschwisterpaar, ein 34 Jahre alter Mann aus der Umgebung der Stadt Salzburg und eine 42 Jahre alte Frau aus Wien, wurde in einer McDonalds-Filiale in Eugendorf (Flachgau) festgenommen. Renata und Kristijan H. sind laut den Ermittlern österreichische Staatsbürger mit kroatischen Wurzeln.

34-Jähriger zündete Granate

Der 34-Jährige gab bei der ersten Befragung durch Wiener Ermittler zu, die Schüsse abgegeben und die Granate gezündet zu haben. Dejan V. wurde durch die Explosion verletzt, das "typische Verletzungsmuster" belege seine Anwesenheit am Tatort und somit seine Beteiligung am Verbrechen. Auf das Trio war man durch "Umfelderhebungen mit der Wirtschaftspolizei" gekommen, die Verdächtigen hatten mit den Opfern Geschäftsbeziehungen. Chefinspektor Ernst Hoffmann vom LKA: "Es ist um Geld gegangen."

Die Tat war in der Nacht auf den 11. Jänner in der Odoakergasse verübt worden. Die Polizei fand in dem BMW einen toten Oberösterreicher mit bosnischen Wurzeln auf der Fahrerseite sowie einen schwerverletzten Deutschen am Beifahrersitz, der kurze Zeit später starb. Als Hintergründe für die Bluttat wurden immer wieder dubiose Diesel-Geschäfte der Opfer genannt. Die Polizei sprach von einer "Dimension von 600.000 bis 700.000 Euro", beim Landesgericht Wien gab es ein Finanzstrafverfahren. Ob die Bluttat tatsächlich damit zusammenhing, müsse "noch abgeklärt werden".

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