Chronik/Wien

Häftling überfiel auf Freigängen drei Banken

Die viel gepriesene Resozialisierung schien bei dem 38-jährigen Häftling angeschlagen zu haben. Wegen guter Führung gestattete man dem verurteilten Einbrecher nach Verbüßung einiger Monate seiner Strafe die ersten Freigänge, die ihn zu seiner Freundin führten. Von dort kam er auch stets pünktlich ins Gefängnis zurück.

Genützt hat sie der Häfenurlauber aber für Banküberfälle. Und zwar für drei Stück, am 28. Jänner 2013 sowie am 3. Februar und am 25. März 2014.

Unweit der Wohnung seiner Freundin in Wien-Ottakring suchte der Serbe Sasa Milosevic jeweils eine Sparkassenfiliale (zwei Mal dieselbe) auf, legte einen Zettel aufs Kassapult und sackte insgesamt 38.000 Euro ein. Auf dem Zettel stand: "Das ist ein Überfall, kein Scherz! Es wird Ihnen nichts passieren", wobei sich eine Angestellte daran erinnert, "es wird nichts rasieren" gelesen zu haben.

Nach dem Überfall brachte der Räuber einen Teil der Beute zu seiner Freundin und rückte wieder für ein paar Wochen ein. Nicht ohne noch vorher ein paar Geldscheine in seine Jacke eingenäht zu haben. Schließlich braucht man auch hinter Gittern ein wenig Bares, und sei es nur, um es in der Justizanstalt Hirtenberg beim Pokern mit Zellengenossen zu verlieren. Sasa Milosevic ist nämlich spielsüchtig und konnte es auch im Gefängnis nicht lassen.

Diese Spielsucht hat ihn überhaupt erst vom Weg abgebracht und in die Kriminalität geführt. Milosevic ist zweifacher Vater und Tischler, als er beim Automatenspiel aber immer mehr Geld verlor, war er bald überschuldet und auch den Job los. Er lieh sich Geld bei privaten Kredithaien. Angeblich lauerte ihm einer von diesen bei einem Freigang auf und setzte ihn wegen der Rückzahlung unter Druck, deshalb kam er auf die Idee mit den Banküberfällen.

Ganz neu war diese Idee freilich nicht. Nachdem man Milosevic nach drei Bankrauben und einem gescheiterten Überfall-Versuch auf einen Mann während eines Freiganges erwischt hatte, stellte sich heraus, dass er vor seiner Zeit im Gefängnis auch schon drei Banken überfallen und dabei 35.000 Euro erbeutet hatte.

Damals borgte er sich dafür von einem Freund eine Pistole aus; ungeladen, wie der Angeklagte betonte, denn: "Ich neige nicht zur Gewalt. Ich wollte keinen verletzen."

Zwei Mal überfallen

Das dürften die Opfer anders sehen. Eine als Zeugin zum Prozess geladene Bankangestellte entschuldigte ihr Fernbleiben damit, dass sie in der Zwischenzeit (von einem anderen Täter) neuerlich ausgeraubt worden ist und unter den Folgen der Überfälle leidet.

Milosevic wurde zu neun Jahren Haft verurteilt, er akzeptierte die Strafe: "Ich will meine Zeit absitzen, mich weiterbilden und nach meiner Entlassung wieder arbeiten", erklärte er. Seine Freundin hat ihm inzwischen den Laufpass gegeben. Als er die Beute aus den Überfällen bei ihr deponierte, tischte er ihr jedes Mal die Geschichte auf, das Geld gewonnen zu haben.