Großbrand im Pötzleinsdorfer Schloßpark
Plötzlich stand alles in Flammen. Ich dachte zuerst, es steht vielleicht ein großer Scheinwerfer vor der Tür, weil so helles Licht in die Wohnung kam", schildert Marina Werber das Feuer im Pötzleinsdorfer Schlossgarten Montagnacht. Sie wohnt gegenüber des sogenannten Heustadels, ein Wirtschaftsgebäude des Parks, an das mehrere Ställe des beliebten Streichelzoos angrenzen.
Als die Feuerwehr mit etwa 80 Mann in Wien-Währing anrückte, brannte der Heustadel bereits lichterloh. Für die Löschkräfte ging es vor allem darum, ein Übergreifen der Flammen auf weitere Gebäude und den Wald zu verhindern. Anrainer berichten, dass die Funken sogar bis zum Wohnhaus geflogen sind. "Ich habe alles Brennbare von meinem Balkon entfernt", erzählt Werber. "Ich habe gedacht die Tiere sind sicher alle tot."
25 Tiere, vor allem Schafe , ein paar Schweine und einen Papagei konnte die Feuerwehr noch retten. Für 14 Tiere kam jedoch jede Hilfe zu spät. Sechs Schweine, fünf Papageien und drei Hasen, die im Zentralgebäude eingesperrt waren, sind den Flammen und dem Rauchgas zum Opfer gefallen. "Die Kollegen, die mit den Tieren gearbeitet haben, sind am Boden zerstört. Für sie ist es, wie wenn man sein eigenes Haustier verliert", berichtet Joachim Chen vom Wiener Stadtgartenamt.
Die Ursache des Feuers war bis Redaktionsschluss noch unklar. Der entstandene Sachschaden liegt in sechsstelliger Höhe.
Der Schlosspark Pötzleinsdorf ist ein beliebtes Ausflugsziel im 18. Wiener Gemeindebezirk Währing. Ab 1801 legte ihn
Konrad Rosenthal im Auftrag des Bankiers Johann Heinrich Geymüller an, der das Schloss Pötzleinsdorf vier Jahre zuvor erworben hatte, wie auf der Homepage der Wiener Stadtgärten zu lesen ist, die jetzt für die Pflege des Parks zuständig sind.
Das Schloss selbst geht in seinen Ursprüngen bis auf den Beginn des 13. Jahrhunderts zurück. 1797 erwarb Geymüller das Gebäude und ließ es vollständig erneuern. Mit der Gestaltung des Parks beauftragte er laut Wiener Stadtgärten Rosenthal, Kunstgärtner des Fürsten Rasumofsky. Rosenthal legte Teiche an, pflanzte Bäume und exotische Gewächse. So verwandelte er den Park in einen Landschaftsgarten enlischen Stils.
1841 ging das Bankhaus Geymüller in Konkurs, damit wurden Schloss und Areal versteigert. In der Folge ging das Gelände durch eine Reihe von Händen, der Park verfiel, der Zustand des Schlosses verschlechterte sich ebenfalls. Der letzte Privatbesitzer war der Großindustrielle Max Schmidt, der die Immobilie 1920 kaufte und der Gemeinde Wien testamentarisch vermachte.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gelände von Bomben getroffen. Mitte des 20. Jahrhunderts machte die Stadt Wien den Park der Öffentlichkeit zugänglich. Das Schloss wurde nach Plänen des Architekten Roland Rainer renoviert und in ein Jugendgästehaus umgestaltet. Später zogen die Internationale Schule und schließlich die Rudolf-Steiner-Schule ein.
Das Schloss ist heute vom Park weitgehend getrennt. Die Parkanlage selbst wurde 1949 wieder eröffnet. Von den romantischen Einbauten im Park - Lusthäuser, Vogelhäuser, Belustigungsplätze und eine Badegrotte - sind einige bis heute erhalten. Auf dem Hauptweg zum Schloss haben vier Attikastatuen des 1881 ausgebrannten Ringtheaters einen neuen Aufstellungsort gefunden. In der Nähe des Schlosses findet sich die moderne Plastik "Junge Menschen" von Hilde Uray (1962). Besonders beliebt sind die Sport-, Spiel- und Liegewiese sowie der kleine Streichelzoo.