Chronik/Wien

Fiaker: Tierschützer über UNESCO-Antrag entrüstet

Das Hochhaus-Projekt am Heumarkt ist derzeit nicht das Einzige, das im Zusammenhang mit der UNESCO in Wien für Unmut sorgt. Auch die Tierschutzorganisation "Vier Pfoten" ist entrüstet – und zwar darüber, dass die Fiaker ebenfalls "Kulturerbe" werden wollen (der KURIER berichtete). Ein entsprechender Antrag war am Montag der UNESCO-Kommission überreicht worden.

In den Augen von "Vier Pfoten" ist das "schlicht ein Missbrauch der Institution UNESCO." Indra Kley, Leiterin des Österreich-Büros von "Vier Pfoten" erläutert: "Kultur darf nicht auf dem Rücken von Lebewesen passieren." Das Fiaker-Gewerbe versuche auf durchschaubare Weise, die existierenden Probleme und die dringend notwendigen Anpassungen zu umgehen.

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"Nicht jede Tradition ist gut und schützenswert – genau aus diesem Grund ändern sich Traditionen auch immer wieder. Angesichts der UNESCO-Bewerbung fragt man sich schon: Die Tradition soll geschützt werden – aber wer schützt die Pferde?", fragt Kley.

Kontrollen

Aus der MA 60 (Veterinärdienste und Tierschutz) heißt es dazu, dass man sehr wohl um den Schutz der Fiakerpferde bemüht ist. So gebe es mehrmals wöchentlich unangekündigte Kontrollen (bei Temperaturen unter minus 10 und über plus 30 Grad sogar täglich), bei denen der Gesundheitszustand, das Geschirr, der Chip sowie die Einhaltung der Ruhezeiten kontrolliert wird. Gibt es Anzeichen dafür, dass es einem Pferd schlecht geht, wird es umgehend nach Hause geschickt. Heuer wurden an 65 Tagen Kontrollen durchgeführt. In zehn Fällen wurden Tierschutz-relevante Mängel festgestellt.

Für Fiaker-Sprecherin Martina Michelfeit-Stockinger sind Angriffe wie jene der "Vier Pfoten" der Grund, weshalb sie den Antrag überhaupt eingebracht hat. Für sie war der Schritt "ein letzter Hilfeschrei". Denn die Fiakerei werde von diversen Stellen völlig zu Unrecht bekämpft. Und wenn nicht bald Unterstützung komme, laufe die Traditionsbranche, Gefahr, ein jähes Ende zu finden.