Erster grüner Bezirkschef Wiens dankt ab
Wiens erster Grüner "Bezirkskaiser", Thomas Blimlinger, dankt ab. "Ich denke, dass es Zeit ist für einen Generationenwechsel, und werde mein Amt mit Ende November niederlegen", bestätigte der Neubauer Bezirksvorsteher am Mittwoch in einer kurzfristig angesetzten Pressekonferenz diesbezügliche Medienberichte.
Die Wiener Grünen verlieren mit dem angekündigten Abgang Blimlingers ein durchaus bekanntes Zugpferd - und das zweieinhalb Wochen vor der Wahl. "Es gäbe sicher einen besseren Zeitpunkt für einen solchen Schritt", räumte der scheidende Bezirkschef ein. Aber er habe sich aufgrund der am Dienstag durchgesickerten Infos dazu entschieden, in die Offensive zu gehen.
Für den Rückzug habe er sich schon im Frühjahr entschieden, versicherte der 60-Jährige am Mittwoch. Mit parteiinternen Streitigkeiten habe sein Abgang insofern nichts zu tun - ebenso wenig wie mit einer "schweren Erkrankung", die er vor neun Jahren überstanden habe.
Amtsübergabe Ende November
"Aber noch bin ja ich nicht weg", in den Tagen bis zum Urnengang am 15. Oktober werde er sich mit aller Kraft für die Grünen im Wahlkampf einsetzen. Und auch bis zur Amtsübergabe am 30. November - sie erfolgt in einer außertourlichen Sitzung des Bezirksparlaments - werde er sich seine ganze Energie in die Bezirksarbeit stecken, versprach er.
Als designierten Nachfolger präsentierte Blimlinger heute Markus Reiter, Geschäftsführer von "neunerhaus" - einer in Margareten ansässigen Sozialeinrichtung, die Menschen ohne Dach über dem Kopf bei der Wohnungssuche unterstützt und kostenlose Gesundheitsversorgung anbietet. Neuland ist die Politik für den 46-Jährigen allerdings nicht. Seit 2001 hat er - obwohl nicht im siebten Bezirk wohnhaft - für die Neubauer Grünen ein Bezirksmandat inne. Was den Chefposten im "neunerhaus" betrifft, sei die Nachfolge bereits geregelt, Infos dazu werde es zeitnah geben.
Dieser wiederum bezeichnete nicht zuletzt den Ausbau der U2, die ab 2023 u.a. über die Neubaugasse Richtung Süden bis Matzleinsdorfer Platz fahren soll, als eine der größten Herausforderungen. Da werde es im Bereich Kirchengasse eine große Baustelle geben: "Das wird nicht ganz so angenehm." Die Nachnutzung des bereits fast gänzlich abgesiedelten Sophienspitals sei ebenfalls ein großes Projekt. Hier wünscht sich der Bezirk etwa die Schaffung günstigen Wohnraums.
"Habe das nicht so schlecht gemacht"
Blimlinger zog über seine mehr als 16-jährige Amtszeit eine durchaus positive Bilanz. "Ich glaube, ich habe das nicht so schlecht gemacht", erinnerte er an wiederholte Wahlerfolge mit einem Bezirks-Spitzenwert von 45,44 Prozent im Jahr 2010. Was die Grünen in Sachen Wahlkampf von ihm lernen könnten? "Ich sage das immer wieder: Mehr Offenheit zu nicht grün-affinen Menschen." Es sei wichtig, auch mit diesen Leuten zu kommunizieren. Da würden sich die Grünen immer noch schwer tun, auch wenn es "schon besser als vor zehn Jahren" sei. Und Blimlinger legte mit einer "Schnurre" noch nach: "In meinen ganzen sechszehneinhalb Jahren ist nur ein einziger Nationalratsabgeordneter zu mir gekommen und hat mich gefragt, wie ich das mache, so einen Zuspruch zu haben. Der ist heute Bundespräsident."
Pläne für die Zeit danach hat der Ex-Trafikant noch nicht. Er werde sich einmal zurückziehen und überlegen, was er so machen könne - denn: "Ich fühle mich noch nicht so pensionsreif, wie manche glauben." Ein politischer Mensch werde er jedenfalls immer bleiben, mit gut gemeinten Ratschlägen an Neo-Neubau-Chef Reiter will er sich aber zurückhalten: "Ich hoffe, ich werde nicht zu einem Ex-Bezirksvorsteher, der seinem Nachfolger das Leben schwer macht."
Der angekündigte Abgang Blimlingers ist im Übrigen nicht die einzige personelle Änderung bei den Wiener Grünen. Kürzlich hatte Vizebürgermeisterin und Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou ihre Langzeit-Büroleiterin Claudia Smolik verloren. Und auch Pressesprecher Patrik Volf verlässt das Vassilakou-Büro.