Erneut Vorwürfe von Bakary J. gegen Polizei
Der Fall rund um das Folteropfer Bakary J. findet keine Ruhe. Nachdem die verurteilten WEGA-Beamten die den Schubhäftling 2006 in einer Lagerhalle in Wien gefoltert haben sollen, das Verfahren wieder aufnehmen wollen, kam es am 21. April erneut zu einem Vorfall. Vier Männer sollen an diesem Tag vor der Haustür des Gambiers gestanden und sich als Polizisten ausgegeben haben. J. war nicht in seiner Wohnung, ein Freund öffnete den Männern die Tür. "Sie haben keine Ausweise oder einen Durchsuchungsbefehl gehabt. Sie sind einfach in die Wohnung gekommen und haben alles durchwühlt", erzählt der Mann im ORF Thema-Interview. Aus Angst möchte er anonym bleiben.
Als Bakary J. von dem Vorfall hörte, sei er sofort zur Polizei am Enkplatz in Simmering gegangen. Dort sei ihm nach seinen Angaben aber nicht geholfen, sondern lediglich festgestellt worden, dass es sich nicht um Polizisten gehandelt haben soll. Die Landespolizeidirektion Wien teilte Thema mit, dass der Fall von den Beamten im Wachzimmer in Simmering nicht weiter behandelt worden sei. Die Pressestelle wollte sich am Montag nicht zu den Vorwürfen äußern. Lediglich der Chef der Polizei-Beschwerdestelle bestätigte gegenüber der Sendung, dass der Fall erst durch die Anfrage von J.s Anwälten bekannt geworden sei.
Nach dem Eindringen der vermeintlichen Polizisten, kam es zu weiteren Problemen, als Unbekannte das Schloss zu J.s Wohnungstür verklebten.
"Aktive Bringschuld"
Amnesty-International Generalsekretär Heinz Patzelt kritisiert das Vorgehen der Behörden. Gerade für Bakary J. sei es als Folteropfer eine besondere Überwindung, sich an die Polizei zu wenden. Dass er es trotzdem tat, zeigte seine große Not. "Die Polizei ist in diesem Fall in einer aktiven Bringschuld", sagte Patzelt.